Dezember 1941: Nedelnoje am Heiligen Abend!

Kein Glockengeläute klingt über dieses weite Land

 Hier herrscht kein Friede, nicht Liebe und Freude

Hier wüten Tod und Brand.

 In dünner Kette liegen Mann neben Mann

In den Schnee verkrallt, Pioniere

Lautlos gleiten Schatten heran

Schatten gleich wie Tiere

Kaum sieht man sie

Man ahnt sie mehr, wartet

Den Finger am Bügel

Wird der Schatten groß, ein scharfer Knall

Und im Schnee liegt blutend ein Hügel

Stund um Stunde, in Schnee und Eis

Die Glieder starr und gefroren

Die Finger klamm, die Läufe heiß

Kein Erlöser wird hier geboren

Die Norne des Schicksals webt ihr Tuch

Auf blütenweißem Laken

Beugt Mancher unter ihrem Spruch

Den lebensfrohen Nacken

Auch dir Kamerad, hinter schützendem Baum

Galt ihr befehlendes Winken

Kein lauter Schrei, ein Stöhnen kaum

Und Rot quoll’s aus deiner Linken

Still stand dein Herz, dein Auge blickt starr

In das Geäst der Buche

Flocke um Flocke, Stück um Stück

Webt das Schicksal am Leichentuche

Kein Kreuz wird hier künden von deinem Sterben

Kein Grab gibt der eisige Boden frei

Wer überlebt hat, ist einer der Erben

Aus diesem Ring von Nedelnoje.

Hermann Knödler

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