Oktober 1942: Es war nichts mit Elchbraten

Wenn es mir in den kommenden Kriegsjahren schlecht ging, dachte ich oft mit Wehmut an unsere Ugra-Stellung zurück, denn dort hätte ich gerne den Krieg ausgehalten.

Das Elchkalb beim Divisionsstab

Das Elchkalb beim Divisionsstab

Im Oktober 1941 als MG-Schütze eins bei einem russischen Gegenstoß verwundeten, dauerte es 1¾ Jahre, bis mich der Osten wieder einholte. Ich hatte Glück dass ich wieder zum alten Haufen kam, aber es waren meist neue Gesichter, denn es gab wohl keinen, der in einer Schützenkompanie den ganzen Krieg unverwundet überlebte.

Die Kompanie lag im Oktober 1942 an der Ugra, ein Flüsschen wie bei uns die Enz (Württemberg). Sie mündete in die Oka, die wir am 12.10.1941 nachts in Booten zur Einnahme in Kaluga passiert hatten. Hier lagen wir am bewachsenen Steilufer, der Russe drüben war da bedeutend schlechter dran. Rechts von uns war das berüchtigte Dorf Sukowka, wo der Gegner einen Brückenkopf hielt und uns nahe gegenüber lag. Wir waren froh, nicht dort eingesetzt zu sein. Bei uns war nachts oft blinder Alarm, wenn die Elche, die es hier gab, sozusagen die Front wechselten. Wenn sie nachts durch die Ugra schwammen, hörte es sich an, als wenn der Russe am Übersetzen wäre.

Einmal hatte es beinahe zu einem Braten gereicht und zwar am helllichten Tag. Ich schlief im Bunker, als der Posten herein rief: „Die Elche sind wieder da!“ Ich war sofort hellwach, packte mein Gewehr, die Stiefel zog ich nicht lange an, denn es war trocken und ich verfolgte nur in Socken, die Elchfamilie. Es war ein Paar mit einem Jungen. Leider kam ich nicht zum Schuss, weil die Strecke von Russen eingesehen werden konnte.

gefallene russische Soldaten

gefallene russische Soldaten

Inzwischen war es kalt geworden und die Ugra war zugefroren. Jetzt war Vorsicht geboten, Späh- und Stoßtrupptätigkeiten gab es auf beiden Seiten. Auch unsere Kompanie hatte einen Stoßtrupp durchzuführen. Auftrag war es, einen russischen Soldaten mitzubringen, tot oder lebendig.

Uns gegenüber lag ein russischer MG-Bunker. Nach Weihnachten startete das Unternehmen und es war bitter kalt. Wir kamen unerkannt hinter den überdachten MG-Stand, aus dem schossen die Russen jetzt noch auf die deutsche Seite hinüber. Wir forderten sie auf, heraus zu kommen. Darauf beratschlagten sie, ergaben sich aber nicht. Nachdem wir eine geballte Ladung in den Eingang geworfen hatten, wurde es drinnen still, aber durch den Laufgraben kam Verstärkung. Auch sie ergaben sich nicht. So kam es das wir nur einen toten Russen mitbrachten. Unser Auftrag war erfüllt. Es war ein junger Unteroffizier. Und er hatte sein Soldbuch dabei. Wir hatten nur einen Verwundeten. Das war gleichzeitig der Abschied von unserer ruhigen Stellung, denn es kamen nur noch schlechte Tage. Im neuen Jahr wurden einige für diesen Stoßtrupp ausgezeichnet. Ich war auch dabei.
Adolf Götz

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