Juni 1944: Befehl: die Division muss versorgt werden!

Die Division wurde vom 27. Juni bis 2. Juli 1944 notdürftig versorgt, doch war Angesichts der großen Wagenausfälle fast nichts mehr vorhanden.

Ich selbst erhielt ab 28. Juni täglich 1 bis 2 Scheiben Brot. Die Feldküchen kamen nicht zum Kochen, erreichten die Truppe nicht oder fielen aus.

Ich versuchte zunächst, das Grenadierregiment 460 wieder zu erreichen. Dabei stieß ich auf Hauptmann Eschhofen, dessen Fahrschwadron schon als verloren galt. Ich konnte ihn über die Lage orientieren. Er beschloss nun, fast alle Wagen stehen zu lassen und seine Leute auf die Pferde zu setzten. Hauptmann Michel und Oberleutnant Zimmermann die bei ihm waren, habe ich mit einem Teil der Einheit bei Grodno getroffen. Sie haben sich tatsächlich auf diese Weise durchschlagen können.

Ich hatte vorübergehend den Gedanken als wollte man mir mit dem Auftrag eine Gelegenheit geben, durchzukommen. Wie schwierig und wie aussichtslos eine solche Fahrt in jener Lage war, konnte ich erst viel später überblicken. Ich ritt daher noch einmal zu General Klammt zurück. Auf meine Erklärung das ich nach der Lage kaum damit rechnen könne, wieder zur Division zurück zu kommen, mich daher nicht in Sicherheit bringen sondern bleiben möchte, erklärten mir der General und der Ia, das der Versuch mit den ersten Leuten durchzubrechen an sich gefährlich sei, das ich mir aber das größte Verdienst um die Division erwerben könnte, wenn es mir gelänge pro Kopf der eingesetzten Infanteristen wenigsten ein halbes Brot zu beschaffen. Ich erbat dann einen schriftlichen Befehl, den ich auch dann erhielt.

Inzwischen hatte sich die Angriffsrichtung vom Grenadierregiment 460 auf das Regiment „List“ verlagert. Dort musste ich wegen Stalinorgelbeschuss den Wagen (mit Stabszahlmeister Dietz) beim Regimentsarzt zurücklassen. Ich lief den Angriff mit Oberst König, der mit ausordentlicher Energie, Umsicht und Schwung führte, immer die Stelle voraussah, wo durchzukommen war und das Regiment je nach Lage hin und her zu werfen verstand.

Es war zunächst stundenlang wie bei einem „Schulangriff“ auf weitere und mittlere Entfernung, dazwischen kurzes Hinwerfen und vorwärts gehen. Als sich endlich an der rechten Flanke eine Durchbruchsmöglichkeit ergab, packte Oberst König alles was er traf zusammen, setzte sich in Flakkübel und riss alles mit, vom Radfahrer bis zum Sturmgeschütz. Auch Oberstleutnant Strohm tauchte auf und fuhr in seinem Schwimmwagen neben her. Es folgte nun ein gegenseitiges Überholen durch den Russen ohne Zögern und Zaudern, bis wir mittags einen Fluss erreichten.

Wieder war die Brücke durch vor uns marschierende Divisionen zerstört worden. Im nachkommenden Schwimmwagen fuhren wir durch, am jenseitigen Ufer lag noch ein Bataillon der 110. Infanteriedivision zur Sicherung. Die Verbindungsaufnahme mit dieser Division ergab jedoch, dass sie selbst unzureichend versorgt war und für uns nichts abgeben konnte. Doch schien der Weg zur Beresina frei. Dort glaube man, wieder endgültig in Stellung gehen zu können. Gegen Abend trafen unsere Divisionen mit Masse und vor allem auch die Führungsstaffel ein. Mein Wagen mit Stabszahlmeister Dietz kam erst im Dunkelwerden durch, so dass ich selbst nichts weiter untenehmen konnte. Der General war damit einverstanden, das ich im Morgengrauen versuchen wollte, irgendein Versorgungslager zu erreichen.

Aus einem Einsatzbericht geschrieben im Herbst 1944 von Oberintendanturrat Dr. Dorfmüller, damals IVa (Versorgungsoffizier) der 260. Infanteriedivision.

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