Michael Korn

Michael Korn, sa femme Resi et son fils Eduard

Michael Korn, hier als Obergefreiter, auf Fronturlaub 1942, mit Ehefrau Theresia und Sohn Eduard

Mein Großvater Michael Korn wurde am 06. Oktober 1908 in Goldwag-Hüttenhäuser (heute: Boudy) einem kleinen Dorf in Westböhmen, in der Nähe von Tschernoschin (heute Cernošín) im Landkreis Tachau (heute Tachov) im Sudetenland geboren. Er war von Beruf Heger (etwa: Forst- und Jagdaufseher).

Am 16. Juni 1934 heiratete er in der Kirche zu Tschernoschin seine Frau Theresia Korn, geborene Baierl, die aus dem Nachbarort Triebl (heute Třebel) stammte (Anm. des Verfassers: dort fand während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1647 die Schlacht bei Triebl statt).

Am 27. August 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und trat bei der 79. Kompanie, Landesschützenbataillon 20 im Wehrkreis XIII (77.-80. Kompanie in Tachau, davon eine in Mies (heute Stríbro), aufgestellt) seinen Dienst an. Nach der Grundausbildung kam er zur 260. Infanteriedivision und war ab dem 14. Dezember 1939 Angehöriger der 2. Kompanie / Infanterieersatzbataillon 480 in Nürnberg.

Er durchlief verschiedene Kompanien des Infanterieregimentes 480:

  • laut Meldung vom 07. Januar 1940 bei der 1. Kompanie / Infanterieregiment 480
  • ab dem 29. Januar 1940 bei der 7. Kompanie / Infanterieregiment 480
  • ab dem 01. Oktober 1940 bei der 10. Kompanie / Infanterieregiment 480
Geburtshaus

Das Geburtshaus von Michael Korn in Goldwag-Hüttenhäuser

Urkunde Ek

Am 10. Oktober 1941 – die Division befand sich im Marsch auf die Stadt Kaluga – erhielt er aus den Händen des Divisionskommandeurs, Generalleutnant Schmidt, das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Während der Gefechte bei Juchnow wurde er erstmals verwundet. Am 13. Februar 1942 wurde ihm dafür vom Bataillonskommandeur, Major Gaudig, das  Verwundetenabzeichen in Schwarz verliehen.

Bei den Kämpfen in der RessaUgra-Stellung nahm er an verschiedenen Gefechten teil und erhielt dafür vom stellvertretenden Regimentsführer, Major Dr. Friker, das Infanteriesturmabzeichen.

Am 11. Mai 1942 wechselte er erneut die Kompanie: er ging zur 5. Kompanie / Infanterieregiment 480 und blieb dort bis 26. August 1942.

Am 26. August 1942 zum Obergefreiten befördert, wurde er am Tag darauf – auf Empfehlung vom damaligen Regimentskommandeur Oberst Fremerey – beim Divisionskommandeur Generalleutnant Hahm als Jäger eingesetzt.

Infanteriesturmabzeichen
Verwundetenabzeichen
Unser Stiefel Putzer Ein Russe

Er blieb dort – später als Stabsgefreiter – bis zum Ende der Division im Juni 1944, obwohl ihm General Hahm angeboten hatte, bei ihm zu bleiben. Mein Großvater – dies belegt ein Brief des Generals an meine Großmutter vom 02. November 1944 – wollte lieber in der Nähe seiner Kameraden bleiben, mit denen er schon so lange zusammen gewesen war.

Die letzte Nachricht ist ein Brief, der am 22. Juni 1944 – dem Tag des Beginns der sowjetischen Großoffensive – verfasst wurde. Er schreibt:

Russland am 22.6.44

Meine liebe gute Mutti und Ederl!

Ein kleiner Gruß von mir soll dir immer wieder Freude machen, ebenso auch heute. Weiß ja nicht viel zum Schreiben. Ist alles beim Alten. Das Wetter ist sehr schön. Eine Hitze jeden Tag, zum Braten. Bin schwarz wie ein Neger. Alles guckt auf mich wie ein Zigeuner. Wird bei dir auch nichts fehlen? Ist des Ederl auch so ein Negerbub?

Wie gerne möchte ich meine zwei Lieblinge wieder mal sehen. Aber leider wird bis zu deinem Geburtstag, liebe Mama, nichts daraus werden. Man weiß halt nicht wie lange die Urlaubssperre geht. Sollen den Krieg ausmachen, dann brauchen wir keinen Urlaub mehr. Hoffen wir halt das Beste.

Liebe Mutti, bin schon neugierig wie es deinem Gast gefallen hat, dem Soldaten, was du zu essen hattest. Oder hattest du einen Offizier? Edi wird schon einen schönen gebracht haben. Hast dich ein bisserl verliebt Mama? Hab‘ halt bisserl Angst. Was hattest ihm denn gekocht? Morgen werde ich schon Post bekommen.

Wie geht es dir denn sonst, liebe Resi? Halt viel Arbeit und wenig Brot, gell? Geht mir nicht anders. Hab auch oft Hunger und nichts zum Essen. Ist halt Krieg. Muss man halt mit allem zufrieden sein. Bin auch zufrieden. Die Hoffnung, dass auch ich wieder zurückkehren kann zu dir und Ederl bringt mich über alles hinweg. Nur ewig schade für die schönen jungen Jahre. Die kommen halt nie mehr. Ederl soll mir aber ein Brieflein schreiben. Muss sich halt mal Zeit nehmen. Wann bekommt er denn Ferien? Oder gibt es in diesem Jahr keine?

Bleibt mir beide gesund und brav. Brav bin ich auch, gesund aber nicht ganz. Immer in dem Bauch, wenn man nur Schmerzen meist hat vertrübt einem das ganze Leben gar. So will ich für heute wieder schließen, ist ½ 8 Uhr. Gehe noch ein bisserl auf Enten. In meinem Zelt ist es ziemlich kalt bei Nacht. Mit herzlichen Grüßen und vielen guten Busserln verbleibe ich euer guter Vati.

Viele Grüße an Karl, Anni, Friedel, Franz, Anna, Sepp und alle Bekannte auf ein gesundes Wiedersehen. Nochmals gute Busserl meine liebe Resi und Ederl. Könnte ich doch bald wieder bei euch sein und bleiben. Ist das ein Leben Mama? Schreibe dir morgen wieder! Warst du schon im Hüttchen? Geh mir mal rauf zum Vater.
(Anm. des Verfassers: dem Brief waren gepflückte Blumen beigelegt, die sich bis heute getrocknet gehalten haben)

Ein Bock Am 28.6.1941 Bourbon Lancy

Ein Bock am 28.6.1941 Bourbon-Lancy

Nach dem sowjetischen Großangriff am 22. Juni 1944 wurde er zunächst im Raum Orscha als vermisst gemeldet. Der Sanitätsoberfeldwebel Alfred Geck aus Nürnberg schrieb am 22. Januar 1949 in einem Brief, dass er selbst am 07. Juli 1944 in Gefangenschaft geraten war und in einem Kriegsgefangenenlager in der Gegend um Minsk Michael Korn dort wieder getroffen hat. Mein Großvater hatte bei seiner Gefangennahme einen Gesäßdurchschuss erlitten und wurde durch Oberfeldwebel Geck versorgt.

Mitte August erkrankte mein Opa an Ruhr und verstarb. Er wurde in einem Einzelgrab am Nordrand des Lagers – dessen Name oder Nummer mir leider nicht bekannt ist – bestattet. Sein Grab wurde mit einem Kreuz versehen.

Das Lager wurde Ende September 1944 aufgelöst. Bis dahin waren 211 Gefangene verstorben. Da über das Lager keine weiteren Informationen vorliegen, konnte die Grablage bisher nicht lokalisiert werden.

Nach Angaben des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes könnte es sich um den Kriegsgefangenenaufnahmepunkt (Priemnyj punkt voennoplennych) Nummer 22 handeln, dessen genaue Lage nicht bekannt ist.

Ein Schneehase

Ein Schneehase am 08. Dezember bei Ssawinki geschossen

Augsut 1942

Jagd im Sowjet-Paradies August 1942

Zu Oberfeldwebel Geck konnte ich ermitteln, dass er sich am 22. September 1944 (Datum der Ausstellung seiner Akte) im Kriegsgefangenenlager des NKWD Nr. 168 in Masyukovshchina, einem Stadtteil von Minsk befand. Von diesem Lager wurde er am 09. April 1948 ins Speziallazarett 1673 verlegt. Von dort kam er dann am 09. September 1948 in die Heimat zurück. Wahrscheinlich hat er meinen Großvater im Lager 168 getroffen, dies würde zeitlich vielleicht passen.

In Findbuch der Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten ist nun zum Lager 168 für den Zeitraum Oktober 1944 bis August 1945 ein Friedhof auch mit der Nummer 168 mit folgenden Angaben angegeben: Weißrussland/ Minsk/ Masjukowschtschina, Borowski (Gemeindeverbund). Dort gab es insgesamt 1060 Grabstellen, darunter waren 833 Deutsche.

Seine Erkennungsmarke trug die Nummer -32- Ld.Schtz.Btl XX/XIII. Die Marke liegt leider nicht vor.

Am 10. Mai 1945 wurde Triebl und die Umgebung durch russische Truppen besetzt. Seine Ehefrau Theresia Korn, sein Sohn Eduard (mein Vater) wurden Mitte September 1945 durch tschechische Soldaten und Polizisten mit insgesamt 50 Kilogramm Gepäck aus ihrer Heimat vertrieben. Einen Bericht über die Vertreibung der sudetendeutschen Familie meiner Oma und meines damals 9-jährigen Vaters finden Sie hier.

Sie verschlug es mit 2 Brüdern nach Wetzlar, die Schwestern von Michael Korn „strandeten“ in Roth bei Nürnberg und Trier, der Vater im hessischen Melsungen. Andere Teile der Familie „landeten“ in Dargun bei Rostock.

Für jeglichen Hinweis der zur Lokalisierung der Grablage beitragen könnte bin ich sehr dankbar.

Hier der Auszug aus dem Gedenkbuch des Deutschen Soldatenfriedhofes Berjosa in Weißrussland.

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