Bei der 9. Batterie / Artillerieregiment 260 im Osten
In der Nacht zum 1. Oktober 1941 bezog der Batterietrupp der neunten Batterie diesseits der Desna Quartier in einem etwas höher gelegenen Gehöft, das durch ein kleines Tal von einer Ortschaft getrennt lag. In diesem Tal, vom Feind nicht einsehbar, bemerkten wir einige Gänse, die mit lautem Schnattern den aus der Ferne vernehmbaren Kriegslärm zu übertönen versuchten. Um dem Geschnatter ein Ende zu machen, aber auch im Gedanken an eine Aufbesserung der wenig abwechslungsreichen Kost aus der Gulaschkanone, machten sich zwei Kameraden auf den Weg und erledigten drei Gänse gekonnt im Nahkampf.
Bald war ein Feuer angefacht, die gerupften Tiere zerlegt und in landesüblichen Töpfen zum Kochen hergerichtet. Dazu gab es Kartoffeln. Während dieser Vorbereitungen brachte unser „Oberkoch“, Gefreiter Schober, Sohn eines Rossmetzgers , gedörrte Kräuter aus dem Haus mit der Behauptung, es handele sich um „Peipes“ (Beifuß, ein Gewürzkraut). Sehr erfreut über die Möglichkeit einer Geschmacksverbesserung würzten wir daraufhin unsere Gänse außer mit Salz kräftig mit „Peipes“.
Die drei Töpfe mit den Gänsen dufteten und uns allen lief das Wasser im Mund zusammen. Auch die Beobachtungsstelle und der vorgeschobene Beobachter sollten ihren Teil abbekommen. Als jedoch der abgekühlte Gänsesud gekostet wurde, schmeckte das Ergebnis unserer Kochkunst zu unser aller Entsetzen wie bittere Galle.
Was war geschehen? Alle glaubten, dass unser guter Schober die Galle nicht entfernt hatte. Aber da fiel mir der „Peipes“ ein und bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass dieses Kraut in Wirklichkeit Wermut war, der natürlich die ganze Gänseherrlichkeit ungenießbar gemacht hatte…Dennoch war die bittere Mahlzeit bald verschlungen, wenn auch im wesentlichen mit Hilfe der ausgehungerten Infanterie, die laufend vorbeizog.
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