Kein Glockengeläute klingt über dieses weite Land
Hier herrscht kein Friede, nicht Liebe und Freude
Hier wüten Tod und Brand.
In dünner Kette liegen Mann neben Mann
In den Schnee verkrallt, Pioniere
Lautlos gleiten Schatten heran
Schatten gleich wie Tiere
Kaum sieht man sie
Man ahnt sie mehr, wartet
Den Finger am Bügel
Wird der Schatten groß, ein scharfer Knall
Und im Schnee liegt blutend ein Hügel
Stund um Stunde, in Schnee und Eis
Die Glieder starr und gefroren
Die Finger klamm, die Läufe heiß
Kein Erlöser wird hier geboren
Die Norne des Schicksals webt ihr Tuch
Auf blütenweißem Laken
Beugt Mancher unter ihrem Spruch
Den lebensfrohen Nacken
Auch dir Kamerad, hinter schützendem Baum
Galt ihr befehlendes Winken
Kein lauter Schrei, ein Stöhnen kaum
Und Rot quoll’s aus deiner Linken
Still stand dein Herz, dein Auge blickt starr
In das Geäst der Buche
Flocke um Flocke, Stück um Stück
Webt das Schicksal am Leichentuche
Kein Kreuz wird hier künden von deinem Sterben
Kein Grab gibt der eisige Boden frei
Wer überlebt hat, ist einer der Erben
Aus diesem Ring von Nedelnoje.
Hermann Knödler