Es war im Sommer 1942, der Tross unserer Panzerjägerabteilung 260 lag in einer Waldspitze zwischen Shornowka und Spornoje.
Unteroffizier Hofmann sorgte in jener Zeit als „Küchenbulle“ unermüdlich für unser leibliches Wohl. Er hatte für uns jungen Soldaten mit besonders großem Hunger immer einen Schlag zum Nachfassen bereit.
Trossführer war zu dieser Zeit Leutnant, später Oberleutnant Leo Mayer, ein großer Organisator mit immer neuen, guten Ideen. So kam er im Herbst 1942 auf den Gedanken, Bretter herzustellen, denn die waren damals in Russland Mangelware.
Sofort setzte er seine Idee in die Tat um. Ein erbeuteter Russen – Ford wurde hoch gebockt und als Antriebsmotor verwendetet. Die Sägeblätter besorgte ein Urlauber mit guten Beziehungen aus der Heimat. Das Benzin aber wurde der Fahrschule abgezwackt, die zu Gunsten unserer Sägerei jeden Tag einige Kilometer weniger fahren durfte. Für das Schnittholz sorgte ein Waldkommando.
Im Nu lief die Fabrikation großartig, die Bretter stapelten sich. Sie wurden zur Verbesserung der Unterkünfte verwendet. Der Leutnant hatte aber auch gute Abnehmer, bei den Zahlmeistern und Bekleidungskammern unserer Division. Da er ein guter Kaufmann war, konnte er immer wieder für uns Verpflegung, Bekleidung und Rauchwaren
im Tausch gegen Bretter zusätzlich organisieren. In diesem Waldlager wurden auch Schindeln zum Bedecken unserer Quartier hergestellt, Holzkohle für die Stellungen gebrannt und ein Futtersilo für das Heu der Pferde errichtete.
Als die „Büffelbewegung“ 1943 begann, verließen wir nicht das Waldlager, das einst von uns bezogen wurde, sondern ein kleines Dörfchen. Bei der Weihnachtsfeier 1942 wurde dann auch ein Gedicht vorgetragen, das mir den Worten begann: „Zwischen Shornowka und Spornoje liegt das Dörflein Leo-Skoje“. Vielleicht denken mit mir auch noch andere Kameraden an jene Zeit zurück, die immerhin zu den angenehmen Tagen des Ostkrieges gehört.
Ludwig Wachenheim