Juni 1994: Der Traum oder „Wie ich zum Hörnle kam“

Im Jahr 1994 hatte ich einen Traum: mein im Jahr 1942 während des 2. Weltkrieges gefallener Bruder Manfred erschien mir.Er befand sich, so erinnere ich mich, in seinem Geburtshaus in Pfullingen. Das erschein mir sehr merkwürdig, denn eigentlich wohnten wir immer in Schornorf. Er trug einen langen Militärmantel und seine Uniform. Wir wussten, dass er in Russland – in Charinki – gefallen war und dort auch bestattet worden war.

Ich umarmte meinen Bruder fest und herzlich. Mir brannten so viele Fragen auf den Lippen doch die, die mir im Nachhinein als dümmste Frage vorkommt, stellte ich ihm: „Manfred, weißt du wo du gefallen bist?“ Er antwortete: „In Vasmja, aber ich war schon vorher tot.“ Der eigentliche Todesort war in Shukowka.

Dieses Erlebnis beschäftigte mich so sehr, das ich tagelang darüber nachdenken musste. In meiner Unruhe erzählte ich einer Freundin die Geschichte. Ihr Ratschlag war es, eine Messe zum Andenken an meinen Bruder lesen zu lassen. Dies erschien mir nicht die Lösung, denn ich bin nicht katholisch

Einige Tage später waren Freunde zu Besuch. Herr Reichle war ebenfalls Kriegsteilnehmer. Ich erzählte ihm von meinem Traum und das mein gefallener Bruder in Charinki beerdigt ist. Herr Reichle war überrascht, denn es stellte sich heraus, dass Manfred in der gleichen Division seinen Dienst versehen hatte.

Die Veteranen der 260. Infanteriedivision „Hörnle“ fuhren nach Russland um dort die Gräber ihrer gefallenen Kameraden zu besuchen. Herr…lud mich ein, doch einmal mitzufahren. So kam es, dass ich – obwohl ich es niemals für möglich gehalten hätte – am Grab meines Bruders Manfred stehen durfte. Ich fahre nun bereits zum 3. Mal nach Charinki, immer mit den Männern und Frauen des Kameradenhilfswerks der „Hörnle-Division“.

I.  Seyfried

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