Am 19. Juli wurde die bisherige Richtung des Vormarsches geändert: die Division drehte nach Süden in Richtung Beresowka ein. Am 20. Juli rückte man an der 131. Infanteriedivision vorbei und verlängerte so die bisherige Front nach Süden. Die 2. Kompanie der Aufklärungsabteilung 260 erhielt in der Nacht den Auftrag in Richtung Ugly – Romanischtsche – Goduny aufzuklären. Der Radfahr-Zug des Wachtmeisters Lippold gelangte nach Ugly und meldete, dass der Ort feindfrei sei. Beim weiteren Vorstoß nach Romanischtsche trafen sie südlich von Moissejewka auf die ersten russischen Kräfte.
Die Sowjetsoldaten setzten Maschinengewehre, Granatwerfer und leichte Panzer ein. Die Radfahrer wichen aus und gruben sich in den Wäldern südlich von Romanischtsche ein.
Nun war klar, dass die Division, deren Gefechtsstand sich mittlerweile in Saosertschino befand, in kürze mit einem Angriff starker sowjetischer Kräfte rechnen musste.
General Schmidt beabsichtigte dem Angriff zuvor zu kommen und befahl seinerseits einen Angriff der vordersten Teile (Infanterieregiment 460, II. Bataillon / Infanterieregiment 470 und das I. Bataillon / Artillerieregiment 260) um die Russen zu zerschlagen.
Die Bataillone des Infanterieregiments 460 mussten aus der Bewegung heraus ohne Feuerunterstützung antreten, da die Artillerie noch nicht heran war.
Oberstleutnant Lindner führte von seinem Gefechtsstand auf dem Friedhof von Ugly den Angriff. Der russische Gegner wehrte sich erbittert, die eigene Truppe hatte erste Verluste zu verzeichnen. Das III. Bataillon unter Führung von Major Grosser stieß am schnellsten vor und drang nach Romanischtsche ein. Um 20:20 Uhr war der Ort in der Hand der 260’er. Das Infanterieregiment 460 ging etwa einen Kilometer ostwärts von Romanischtsche in Stellung. Dort waren 8 Gefallene, 66 Verwundete und 2 Vermisste zu beklagen. Aber auch die anderen Verbände hatten Verluste zu beklagen. Ein Spähtrupp der Aufklärungsabteilung wurde vernichtet, das als Nachhut eingesetzte Infanterieregiment 480 verlor einen motorisierten Spähtrupp unter der Führung von Leutnant Reichert.
Am 21. Juli wurde der Angriff fortgesetzt um zu verhindern, dass sich die russischen Truppen zur Verteidigung einrichten konnten. Die I. Abteilung des Artillerieregiment 260 unter der Führung von Major Zirkelbach eröffnete um 04:00 Uhr das Feuer auf die gegnerischen Stellungen, danach traten Infanterieregiment 460 und 470 weiter nach Osten an. Das Infanterieregiment 470 griff den Ort Buda an.
Der Angriff gewann schnell an Fahrt und die Straße nach Gomsa wurde zügig genommen. Die russischen Kräfte wichen, ständig unter Artilleriebeschuss liegend, aus. Ein Geschütz des Artillerieregiments 260 erhielt einen Volltreffer und fiel aus. Um 09:00 Uhr drangen die Männer des Infanterieregiments 460 in Gomsa ein. Zur gleichen Zeit überwand das Infanterieregiment 470 unter Führung von Oberst Wenninger den Fluss Rudjanka. Beide Regimenter erreichten nachmittags Pestschanaja Rudnja. Das Infanterieregiment 460 richtete sich hier ein, das Infanterieregiment 470 trat weiter an und nahm Tschernin vor Einbruch der Dunkelheit.
Im heftigen Regen des 22. Juli bereitete Major Dr. Friker mit seinen Männern des I. Bataillons / Infanterieregiments 480 zusammen mit der Panzerjägerabteilung, geführt von Hauptmann Pfeiffer den Übergang über die Beresina vor. Die benachbarte 131. Infanteriedivision hatte Paritschi genommen und den Fluss ebenfalls erreicht. Die Überschreitung war für den 23. Juli vorgesehen, aber es kam zur Schlacht von Romanischtsche.
Am 28. Juli 1941 tauchten starke russische Aufklärungskräfte urplötzlich im Rücken und im Süden der Division auf (Der Divisionsgefechtsstand lag bei Moisejewka). Gepanzerte Aufklärungskräfte stießen westlich von Romanischtsche in den Rücken des Infanterieregiments 480.
Nachdem 4 Fahrzeuge durch den Radfahrzug des II. Bataillons / Infanterieregiment 480 – geführt von Leutnant Rauscher – und einen Zug der 14. Kompanie / Infanterieregiment 480 abgeschossen wurden mussten die eigenen Teile über Romanischtsche nach Gomsa ausweichen.
Durch eingesetzte Spähtrupps und Luftaufklärung wurde festgestellt, dass sich die sowjetischen Kräfte in Romanischtsche zur Verteidigung einrichteten und gepanzerte Verstärkung im Zulauf war. Die Division entschloss sich zum Gegenangriff. Der kommandierende General und der Divisionskommandeur verlegten nach Tschernin, um beim Angriff vor Ort zu sein.
Der Befehl für den 24. Juli lautete: „Infanterieregiment 480 mit unterstellter 14. Kompanie / Infanterieregiment 460 greift den Feind auf Höhe 149 und beiderseits Romanischtsche an und wirft ihn auf Ugly zurück. Infanterieregiment 470 mit unterstelltem II. Bataillon / Infanterieregiment 460 greift Dubrowa an und hält die Ortschaft.“
Die beiden anderen Bataillone des Infanterieregiments 460 verblieben südlich Rudnja zur Verfügung der Division. Eine Gefechtsaufklärung des III. Bataillons / Infanterieregiment 460 geführt von Leutnant Hieber hatte westlich Prudok die Verbindung zum Infanterieregiment 432 der 131. Infanteriedivision hergestellt.
Die Masse des Artillerieregiments 260 befand sich hinter den Regimentern 460 und 470.
Das Infanterieregiment 480 – geführt von Oberstleutnant Hahm – stellte sich am 24. Juli 1941 zum Angriff bereit. Das II. Bataillon unter Major Dr. Bracher befand sich mit der 5. Kompanie (Oberleutnant Gölz) und 6. Kompanie (Oberleutnant Probst) standen vorn, rechts dahinter lag die 7. Kompanie (Oberleutnant Rentschler). Links stand das III. Bataillon mit seinem Kommandeur Hauptmann Labrenz mit der 10. Kompanie unter Oberleutnant Söllner (hier befand sich auch mein Großvater) und der 11. Kompanie (Leutnant Schuler) in zweiter Linie.
Die 13. (Infanterie-Geschütz)-Kompanie schoss eine kurze Feuervorbereitung da keine Artillerie vor Ort war. Das II. Bataillon / Infanterieregiment 480 stieß nördlich der Straße Gomsa – Romanischtsche vor und nahm die Höhe 449. Das III. Bataillon hatte schweren Widerstand in Romanischtsche niederzukämpfen. Die 10. Kompanie (mit meinem Großvater) hatte dabei am Friedhof schwere Verluste erlitten. Durch heranrollende russische Panzerkräfte aus Westen und Südwesten geriet der Angriff mittags ins Stocken.
Die im Gefechtsstreifen des II. Bataillons nachrückende 14. Kompanie (Oberleutnant Jäger) bezog sofort Stellung und nahm die Panzer unter Feuer. Im Ergebnis wurden 8. Panzer vernichtet. Der Schwerpunkt des sowjetischen Panzerangriffs richtete sich gegen das III. Bataillon, vornehmlich gegen die 10. Kompanie. Dabei fiel der Kompaniechef Oberleutnant Söllner und alle Zugführer.
Die Nachbarkompanien (9. und 11.) hielten ihre Stellungen in der Nähe des Friedhofs verbissen. Unter anderem gelang es Feldwebel Bolander von der 11. Kompanie 3 sowjetische Panzer mit der Panzerbüchse abzuschießen.
Nachdem die erste Welle der Panzer erfolgreich abgewehrt war, klaffte eine breite Lücke innerhalb des III. Bataillons die eilig durch die alarmierte Panzerjägerabteilung 260 geschlossen wurde. Noch bevor die Männer unter Hauptmann Pfeiffer ihre Geschütze gefechtsbereit gemacht hatten, rollte die zweite Welle Sowjetpanzer an.
Ein Panzerjäger berichtete „…und bald war das Gelände vor Romanischtsche mit brennenden und qualmenden Panzerwracks bedeckt. Der Panzerjägerabteilung 260 war es buchstäblich in letzter Minute gelungen, den russischen Panzerdurchbruch zu verhindern. Gefangene sagten später aus, es seien 60 Panzer zum Angriff angetreten. Davon lagen nun 51 abgeschossen auf dem Gefechtsfeld.“
Die Gefechte ließen mit Einbruch der Dunkelheit nach. Das an der Beresina liegende I. Bataillon wurde zurückbefohlen. Die 1. (Leutnant Beil) und 2. Kompanie (Oberleutnant Prechtl) wurden mit Lkw nach vorn gebracht und bezogen Stellungen ostwärts von Romanischtsche. Es schien, als sein der Gegner abgewehrt; das Infanterieregiment 480 hat sich behauptet. Dieser Erfolg hatte allerdings einen sehr hohen Preis: 53 Männer des Infanterieregiment 480 waren gefallen!
Auch das nach Süden angreifende Infanterieregiment 470 traf auf hartnäckigen Widerstand. Das I. Bataillon (Oberstleutnant Voigt) und das II. Bataillon (Major Baur) nahmen Dubrowa und gelangte an eine Linie Dubrowa – Saraschje – Welikije Bor. Das III. Bataillon des Infanterieregiment 470 (Major Dr. Schütz) wurde beim Vormarsch von Panzern angegriffen und bei Wjashny eingeschlossen. Da es nicht möglich war, sich freizukämpfen wurde das III. Bataillon im Lkw-Marsch dorthin befohlen. Die Lage beim Infanterieregiment 480 beruhigte sich, das eingeschlossene Bataillon konnte freigekämpft werden – überall richtete man sich zur Verteidigung ein. Die Kampfgruppe Oberstleutnant Lindner im Raum Gomsa stand nun von links nach rechts wie folgt: I. Bataillon / Infanterieregiment 470 (OTL Voigt) – II. Bataillon / Infanterieregiment 460 (Major Reithinger) – Rest des I. Bataillons / Infanterieregiment 480 (Major Dr. Friker).
Am 25. Juli waren die Gefechte beendet, die russischen Truppen gaben auf und wichen aus. Die 260. Infanteriedivision konnte einen Tag der Ruhe einlegen um die Stellungen zu verbessern und aufzufrischen. Die Ausfälle der Division waren immens:
33 Offiziere, davon 7 gefallen und 563 Unteroffiziere und Mannschaften, davon 85 gefallen!
Generalleutnant Schmidt erließ anlässlich der Feuertaufe der Division im Osten folgenden Tagesbefehl:
„Die Division hat trotz der vorangegangenen außergewöhnlichen Marschleistungen in den vergangenen Kampftagen mit Schwung und Tapferkeit angegriffen und unter schwierigsten Kampfbedingungen einen zähen Gegner niedergerungen. Die der Division gestellten Aufgaben wurden voll erfüllt. An diesem Erfolg sind alle Waffengattungen ohne Ausnahme beteiligt!“