Am 22. Juni 1944 begann die Operation „Bagration“, die sowjetischen Großoffensive. Nach mehrstündigem Artilleriefeuer traten die 4 Armeegruppen mit Panzern und Schlachtfliegern an und überrollten die deutschen Verteidiger. Der Angriff gegen das XXVII. Armeekorps, dem die Division nun angehört begann am 23. Juni um 08:00 Uhr, zunächst bei der 78. Sturmdivision und der 25. Panzergrenadierdivision.
Die sowjetischen Angriffsfronten gliedern sich folgendermaßen:
- 1. Baltische Front (Der Begriff „Front“ bezeichnet hier etwa vergleichbar die „Heeresgruppe“ auf deutscher Seite) mit ihrem Oberbefehlshaber Armeegeneral Bagramjan. Dazu gehörten die 4. Stoß-Armee, die 6. Garde-Armee und die 43. Armee mit 8 Schützen-Korps, 24 Schützen-Divisionen. Weiterhin das I. Panzer-Korps (258 Panzer und Selbstfahrlafetten) als „Bewegliche Gruppe der Front“
- 3. Belorussische Front unter dem Oberbefehlshaber: Generaloberst Tschernjachowskij mit 39. Armee, 5. Armee und 31. Armee (gegenüber der 260. ID bei Beginn „Bagration“). Diese Einheiten verfügten über 11 Schützen-Korps, 33 Schützen-Divisionen. Dazu kam die 11. Garde-Armee mit II. Garde-Panzer-Korps (252 Panzer und Selbstfahrlafetten) als „Bewegliche Gruppe der Armee“, die Kavallerie-Mechanisierte Gruppe unter General Oslikowski, (III. Garde-Kavallerie-Korps, III. Garde-Mechanisiertes Korps, 322 Panzer und Selbstfahrlafetten als „Bewegliche Gruppe der Front“) und die 5. Garde-Panzer-Armee (III. Garde-Panzer-Korps, XXIX. Panzerkorps, 524 Panzer und Selbstfahrlafetten), zunächst als Reserve des Hauptquartiers, später „Bewegliche Gruppe der Front“
- Die 2. Belorussische Front unter Generaloberst Sacharow bestand aus 33. Armee, 49. Armee und 50. Armee mit 7 Schützen-Korps, 22 Schützen-Divisionen. Dazu kam eine zusammengestellte „Bewegliche Gruppe der Front“ (108 Panzer und Selbstfahrlafetten)
- 1. Belorussische Front unter dem Kommando des Oberbefehlshabers Armeegeneral Rokossowski mit der 3. Armee mit IX. Panzer-Korps als „Bewegliche Gruppe der Armee“ (251 Panzer und Selbstfahrlafetten), der 48. Armee, der 65. Armee mit I. Garde-Panzer-Korps als „Bewegliche Gruppe der Armee“ (252 Panzer und Selbstfahrlafetten) und der 28. Armee mit insgesamt 13 Schützen-Korps, 39 Schützen-Divisionen. Dazu kam die Kavallerie-Mechanisierte Gruppe, kommandiert von General Plijew, (IV. Garde-Kavallerie-Korps, I. Mechanisiertes Korps, 321 Panzer und Selbstfahrlafetten als „Bewegliche Gruppe der Front“)
Die Nachbardivisionen der 260. Infanteriedivision (25. PzGrenDiv und 78. StuDiv) waren am 25. Juni 1944 bereits zerschlagen und von der ungeheuren Übermacht des Gegners zurückgedrängt. Nach sowjetischen Angaben verfügten die 4 angetretenen Armeegruppen am 20. Juni 1944 über:
- 166 Divisionen, davon 6 Kavalleriedivisionen, von denen 124 am ersten Angriff teilnahmen
- 9 Schützenbrigaden und mehrere befestigte Räume
- 31.000 Geschütze ab Kaliber 7,6 cm
- 5.200 Panzer und Selbstfahrlafetten
- 6.000 Flugzeuge (gegliedert in 5 Luftwaffen-Armeen)
- weitere 1.000 Langstreckenflugzeuge, die die Offensive aus dem Süden Russlands unterstützten
In den Bereichen wo man Durchbrüche erzielen wollte, betrug die Überlegenheit der russischen Truppen 3:1 an Truppen, 8:1 an Geschützen, 10:1 an Panzern sowie 4:1 an Flugzeugen.
Die Front der Heeresgruppe brach am 25. 06.1944 vollständig zusammen. Die 4. Armee gab an diesem Tag die „Festen Plätze“ Orscha und Mogilew, die nicht mehr zu halten waren, auf.
Der neue Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, Generalfeldmarschall Model setzte sich über alle „Haltebefehle“ des irren „GRÖFAZ“ hinweg und nahm die Front weiter zurück. Es erfolgte ein Ausweichen über mehrere Stellungen hinter den Dnjepr infolge schwerster Gefechte.
Die Masse der Division überschritt den Dnjepr bei Kopys und Kopistza am 26. Juni auf einer Kriegsbrücke. Dort verteidigte die Division bis zum 27. Juni 1944 gegen starke gegnerische Panzerkräfte die aus Richtung Orscha nach Süden und Westen angriffen.
Große Teile der 260. Infanteriedivision rasteten am Vormittag des 28. Juni in einem Waldstück ostwärts Kamenka. Nach dem Sammeln der Verbände begann gegen 14:00 Uhr der Weitermarsch. Das I. Bataillon, Infanterieregiment 460 unter Führung von Major Vincon bildete die Vorhut. Bereits nach kurzer Zeit erhielt das Bataillon aus Richtung Braschtschino starkes Feuer. Damit war klar, das sich sowjetische Truppen jetzt auch von Süden her an den Marschweg der Division heran geschoben hatten.
Das I. Bataillon des Grenadierregimentes 460 griff aus der Bewegung heraus mit Unterstützung von fünf Sturmgeschützen und drei Selbstfahrlafetten Braschtschino an und nahm den Ort. Der Gegner wehrte sich verzweifelt, konnte aber trotzdem zwei Kilometer zurück gedrückt werden. Noch einmal wurden 50 Gefangene gemacht!
Dann ging es weiter! Kleinere russische Kampfgruppen versuchten immer von neuem, die Marschkolonnen zu zersprengen oder aufzuhalten. Einmal konnten die 7,5 cm Panzerabwehrkanonen im Direktbeschuss einen solchen Feindangriff abwehren. Als die Vorhut an Ramschino herankam, wurde sie von starkem Feuer niedergehalten.
Oberst Dr. Bracher eilte nach vorn. Er gliederte sein Regiment zum Angriff um. Das I. Bataillon rechts, das II. links, so stürmten die Grenadiere voran. Der Regimentskommandeur fuhr mit seinem Schwimmwagen an die Spitze. Das II. Bataillon des Grenadierregimentes 460 unter Hauptmann Kempke griff Ramschino frontal an. Die Männer blieben am Ortsrand liegen. Dagegen hatte das I. Bataillon mehr Erfolg: es führte den Angriff umfassend und kam bis Mitternacht an den Bachgrund bei Achimkowitschi. Gleichzeitig schützten Kampfgruppen des Grenadierregimentes 199 „List“ nach Norden und konnten teilweise die Rollbahn südostwärts Krugloje erreichen und vorübergehend in Besitz nehmen. Oberst Dr. Friker wurde dabei verwundet.
Das I. Bataillon des Grenadierregimentes 460, das bereits auf Behelfsstegen und Booten übergesetzt war, erhielt gegen 18:00 Uhr den Befehl, das Straßenkreuz sechs Kilometer nordwestlich Teterin zu besetzen und es für den Rückmarsch der Division offen zu halten. Doch die Russen waren inzwischen so stark, dass es unmöglich war, diesen Befehl auszuführen. Nun wurde es deutlich, dass die Division ein zweites Mal eingekesselt war.
Die Division, die trotz aller Bemühungen ihrer Funker keine Verbindung mit der Armee erhielt und deshalb nicht mehr über die aktuelle Lage informiert war, kämpfte sich am 29. Juni an den Drut heran. Wieder war es das I. Bataillon des Grenadierregimentes 460 mit Major Vincon an der Spitze, das voraus über Olschanki nach Schupeni und von dort zum Fluss Drut durch stieß. Das Bataillon gewann die Straße Lichinitschi – Teterin und übernahm den Schutz nach Westen. Das nachfolgende II. Bataillon des Grenadierregimentes 460 drehte nach Norden ein, während Teile des Grenadierregimentes 470 nach Süden sicherten.
Doch es gab weit und breit keine Brücken. Sie waren von den Sowjets zerstört oder durch Teile der 110. Infanteriedivision gesprengt, die ihren Rückzug damit absichern wollten. Die Männer des Stettiner Pionierbataillons 653 gingen daran, so schnell wie möglich Behelfsbrücken zu erstellen. Die Arbeit litt vor allem am Mangel an Brückengerät, aber auch an der Disziplinlosigkeit der ankommenden, zusammengewürfelten Einheiten, von denen jede als erste über den Fluss wollte. Die 260. Infanteriedivision setzte überall Verkehrsregler ein, darunter u.a. Major Ostermeier, Kriegsgerichtsrat Jansen, Leutnant Rüppell und andere die sich zum Teil mit Gewalt durchsetzen mussten.
Hierbei sei noch an zwei Einheiten erinnert, die in den zurückliegenden Tagen Übermenschliches leisteten und von denen kaum ein Bericht spricht. Das waren die Männer der Nachrichtenabteilung 260, die sich ununterbrochen bemühten, durch Funk oder Fernsprecher Verbindung mit den vorgesetzten Dienststellen und Nachbarverbänden aufzunehmen. Sie flickten im größten Feuer Leitungen, verlegten Kabel und schufen so die Möglichkeit, dass die Division wenigsten einigermaßen ihre Kräfte führen konnte. Oberleutnant Dambach zeichnete sich hierbei besonders aus.
Auch nicht vergessen werden dürfen die Sanitäter. Für sie gab es weder bei Tag noch bei Nacht eine Ruhepause. Oberstabsarzt Dr. Hengstmann ließ sofort am steilen Westufer des Drut einen Verbandplatz und eine Verwundetensammelstelle einrichten, um wenigstens von hier noch mit den verbliebenen Panjewagen die Verwundeten in Sicherheit bringen zu können. Ihre Versorgung wurde zu einem der größten Probleme dieser Tage.
Russische Artillerie und Granatwerfer störten zeitweise den Brückenbau. Die Pioniere ließen sich aber nicht abhalten. Die Truppe begann, am Nachmittag über den Fluss zu gehen. Russische Schlachtflugzeuge versuchten den Übergang aufzuhalten. Sie erzielten Verluste und stifteten Verwirrung. Es entstand ein komplettes Durcheinander, das nur durch drastische Befehle beherzter Offiziere in Ordnung zu bringen war. Der Divisionsstab wurde durch einen Fliegerangriff zersprengt.
Am 30. Juni wurde der Kommandeur des XII. Armeekorps und stellvertretender Befehlshaber der 4. Armee, Generalleutnant Vincenz Müller, vom Oberbefehlshaber von Tippelskirch ermächtigt, alle notwendigen Befehle für die 4. Armee zu geben, soweit keine Verbindungen bestehen. Auftrag war es, in allgemeiner Richtung 50 – 60 Kilometer südlich von Minsk auszuweichen.