Walther Karl Otto Hahm wurde am 21.12.1894 in Neudorf – Sulau, dem heutigen Sulimierz in Niederschlesien geboren.
Er trat am 07. August 1914 als Kriegsfreiwilliger beim Ersatzbataillon des Großherzoglich Mecklenburgisches Füsilier-Regiment Kaiser Wilhelm Nr.90 seinen Militärdienst an. Bereits am 23. August 1914 wurde er zum 214. Reserve-Infanterieregiment versetzt mit dem er sich bis Ende Januar 1915 im Kriegseinsatz befand. Während dieser Zeit wurden ihm bereits das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse verliehen.
In Neuflize (Frankreich, nordostwärts Reims) absolvierte er als Unteroffizier bis Ende März 1915 erfolgreich seinen Fahnenjunkerlehrgang und wurde am 18. April 1915 zum Fähnrich befördert. Bereits am 18. Juni 1915 zum Leutnant ernannt wurde er – im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt von Juli bis September 1915 – Adjutant des II. Bataillon des Infanterieregimentes 23 vom 01. Oktober 1915 bis zum 24. April 1917.
Das Ende des Ersten Weltkriegs erlebte Hahm als Regiments-Adjutant des 23. Infanterieregiment (24. April 1917 -.26. Mai 1919).
Als Angehöriger der Reichswehr wurde er nach 2 Verwendungen als Adjutant (II. Bataillon, 16. Reichswehr-Infanterieregiment vom 26. Mai 1919 bis 15. Februar 1920 und Adjutant des II. Bataillon, 15. Reichswehr-Infanterieregiment (15. Februar 1920 bis zum 01. Januar 1921) als Oberleutnant Kompanieoffizier des Infanterieregiments 7 (01. Januar 1921 – 01. Oktober 1926)
Es folgte eine Versetzung an die Infanterieschule (01. Oktober 1921 – 14. Februar 1922) als Reitausbilder bei der 14. berittenen Batterie des Artillerieregimentes 3 (01. Oktober 1923 – 30. September 1925)
Nach Verwendungen bei der 8. (MG) Kompanie, 7. Infanterieregiment (01. Oktober 1926 – 01. September 1929), als Offizier der Waffen-Ausbildung in Dresden (03. Oktober 1927 – 15. Februar 1928) und MG-Offizier beim Stab des 7. Infanterieregiment (01. September 1929 – 01. Februar 1932) wurde er am 01. November 1929 zum Hauptmann ernannt.
Nach Teilnahme am Lehrgang „Schießausbildung für schwere Waffen“ in Döberitz (06. Oktober 1931 – 21. Oktober 1931) wurde er Kompaniechef der 8. (MG) Kompanie, 7. Infanterieregiment (01. Februar 1932 – 01. Oktober 1934). Seine zweite Chefverwendung war beim III. Bataillon des Infanterieregiment Görlitz (01. Oktober 1934 – 15. Oktober 1935).
Die letzte Friedensgarnison war München, wo er als Ausbilder an der Kriegsschule München (15. Oktober 1935 – 26. August 1939) eingesetzt war. Hier wurde er auch zum Major befördert.
Den Kriegsbeginn erlebte er bei der Führer-Reserve Oberkommando des Heeres (26. August 1939 – 07. Februar 1940)
Mit Fernschreiben vom Heerespersonalamt, OKH datiert auf den 07. Februar 1940 wird Oberstleutnant Hahm Kommandeur des II. Bataillon, Infanterieregiment 81 (07. Februar 1940 – 20. September 1940) und kämpft im Raum Reims, Nevers und Dijon.
Mit Wirkung zum 20. Dezember 1940 wurde er zunächst erneut zur Führer-Reserve Oberkommando des Heeres versetzt.
Tags darauf kam Oberstleutnant Hahm zur 260. Infanteriedivision als Kommandeur des Infanterieregiments 480 (21. Dezember 1940 – 01. Januar 1942). Mit Wirkung zum 01. August 1941 wurde er zum Oberst befördert.
In den Kämpfen um Romanischtsche sowie vom Dnjepr bis zur Desna verdiente er sich am 15. November 1941 als 650. Soldat der Wehrmacht das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz. Sein Regiment hatte entscheidenden Anteil an der Vernichtung eines sowjetischen Panzerregiments das gegen die Südflanke der 2. Armee eingesetzt war. Das Aufhalten dieses Angriffs war von entscheidender Bedeutung. Außerdem war der unter schwerem feindlichen Artilleriefeuer geführte Angriff auf Tschernigow am 01. September 1941 von entscheidender Bedeutung für die Bildung des Desna-Brückenkopfes.
Nachdem der bisherige Kommandeur, General Schmidt, an höherer Stelle Verwendung fand, wurde Oberst Hahm am 01. Januar 1942 mit der Führung der 260. Infanteriedivision beauftragt. Am 01. April 1942 ernannte man ihn zum Generalmajor und Kommandeur der 260. Infanteriedivision. In dieser Zeit kam mein Großvater als Jäger auf Empfehlung von Oberst Fremerey zum Divisionsstab.
Die Soldaten der 260. Infanteriedivision kannten ihn als „harten Hund“, der sich aber stets um die ihm anvertrauten Soldaten kümmerte. Eine kleine Anekdote soll dieses Urteil unterstreichen:
Der Divisionsangehörige Karl Lorch hatte während des Vormarsches in Frankreich 1940 den Wagen seines Regimentskommandeurs Oberst Hahm fachkundig repariert. Als Dank für diese Hilfe belohnte er den Soldaten nicht etwa mit Geld oder Sonderurlaub, er schenkte ihm 2 Flaschen Sekt. Diese beiden besonderen Flaschen schaffte Karl Lorch nach Hause um sie bei besonderer Gelegenheit zu trinken. Eine Flasche genoss er 1951 bei seiner Silberhochzeit, die Zweite an seinem 70. Geburtstag!
Er konnte aber auch ein sehr unbequemer Vorgesetzter sein. Ein Angehöriger der Panzerjäger-Abteilung 260, berichtet folgende Geschichte:
Die Soldaten der Panzertruppe und Panzerjägertruppe trugen normalerweise Schnürstiefel. Wenn General Hahm einen dieser Männer in Knobelbechern erwischte, musste sich dieser Soldat umgehend bei der Infanterie melden.
General Hahm erklärte: „Wer Knobelbecher tragen kann wie die Infanterie der kann auch Löcher graben wie die Infanterie!“
Am 22. Februar 1944 verließ er die Division als Generalleutnant und bis zum 01. April 1944 war er erneut Angehöriger der Führer-Reserve Oberkommando des Heeres.
Als Kommandeur der 389. Infanteriedivision (01. April 1944 – 30. September 1944) kämpfte General Hahm in Kurland und bekam als 676. Soldat der Wehrmacht am 09. Dezember 1944 das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen.
Eine erneute Versetzung zur Führer-Reserve Oberkommando des Heeres (30. September 1944 – 20. Nov 1944) und eine Versetzung zum Oberbefehlshaber West als Kommandierender General (20. Nov 1944 – 01. Dezember 1944) folgten.
Am 01. Dezember 1944 – während der Gefechte im Saargebiet – zunächst mit der Führung beauftragt übernahm er als kommandierender General das LXXXII. Armeekorps bis zum 01. April 1945.
Am 09. Dezember 1944 wurde ihm als 676. Soldaten der Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Für wenige Tage war er noch kommandierender General des XIII. Armeekorps im Raum Main – Thüringen bevor er am 08. Mai 1945, als General der Infanterie bei der 36. US Infanteriedivision kapitulieren musste. Er kam in britische Kriegsgefangenschaft im Kriegsgefangenenlager in Werl und wurde 1947 entlassen.
Zu seinen weiteren Auszeichnungen gehörten:
- kaiserlich-königlich österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
- Spange zum EK II: 27.05.1940
- Spange zum EK I: 12.06.1940
- Nennung im Wehrmachtbericht wegen Standhaftigkeit und Tapferkeit seiner Division bei Riga am 09. Oktober 1944
Im Zuge der Ermittlungen zu den Nürnberger Prozessen erklärte General Hahm am 23. Juni 1946 (Internationaler Militärgerichtshof in Nürnberg, Band 42, Affidavit OKW-939, S. 262.) an Eides statt:
„Ein Ausrottungsbefehl der 4. Armee gegen die Banden bzw. Partisanen ist mir nicht bekannt. Im Gegenteil wurden auf Grund von Befehlen vorgesetzter Dienststellen damals die gefangenen Partisanen entweder den Gefangenenlagern zugeführt oder als Arbeitsabteilungen verwendet. Im Sommer 1942 wurde der 260. Division, die ich damals führte, eine bei gefangenen Partisanen gefundene Vorschrift über deren Kampfweise eingeliefert. Sie enthielt ins einzelne gehende genaue Anweisungen über Überfälle auf Stäbe, Gefechtsstände, Transporte, Ortschaften, ferner Befehle für Beseitigung russischer Landeseinwohner, die nicht mit Partisanen zusammenarbeiten wollten, und ebenso Hinweise über Tarnung der Partisanen, bzw. Banden als Zivilisten.“
Wie sehr dem Kommandeur der 260. Infanteriedivision das Schicksal seiner Soldaten am Herzen lag, zeigt ein Brief den General Hahm an die Ehefrau eines seiner Soldaten (mein Großvater) im November 1944, nachdem seine alte 260. Infanteriedivision längst mit der Heeresgruppe Mitte untergegangen war, schrieb:
Den 2.11.44
Sehr geehrte Frau Korn,
nachdem ich vor wenigen Tagen von der Westfront zurückgekommen bin, hörte ich erst Genaueres über das Schicksal meiner guten alten Division. Seit Juni blieben ja alle Nachrichten, die ich immer noch bekam, plötzlich aus. Nun erfahre ich, dass auch der größte Teil der Division vermisst sein soll. Sie können sich denken, dass ich zu gerne wüsste wie es Ihrem braven Mann, meinem tüchtigen Korn-Michel, gehen mag. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass er sich doch noch durchgeschlagen hat, jedenfalls aber am Leben ist.
Als ich Ende vorigen Jahres von meiner alten Division fort ging, hätte ich ihn später gerne zu meiner neuen Division versetzen lassen, aber er wollte lieber in der Nähe seiner Kameraden bleiben, mit denen er schon so lange zusammen war.
Würden Sie so freundlich sein, mir zu schreiben, was Sie über den Verbleib oder Ergehen Ihres Mannes wissen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar und falls er jetzt bei einer anderen Truppe ist und Sie Verbindung mit Ihm haben, dann grüßen Sie ihn bitte von mir. Ich selber bin zurzeit für einige Tage in der Heimat um anschließend an höherer Stelle Verwendung zu finden.
Ihnen und Ihrem Jungen alles Gute wünschend grüße ich Sie herzlich.
Hahm, Generalleutnant
In einem zweiten Brief an meine Großmutter drückt er erneut sein Bedauern aus:
Den 23.11.1944
Liebe Frau Korn,
es tut mir herzlich leid, dass auch Sie so wenig über das Schicksal Ihres Mannes, meines guten Michel Korn, erfahren konnten. Ich hatte inzwischen an einzelne Persönlichkeiten der alten Division geschrieben, konnte aber gleichfalls nichts über den Verbleib der Division in Erfahrung bringen. So kann ich nur der festen Hoffnung Ausdruck geben, dass Ihr Mann später einmal gesund zu Ihnen und Ihrem Jungen zurückkehrt. Es ist so schade, dass er damals als ich von der alten Division fort ging nicht sofort mitkommen mochte. Ich hatte es ihm ja angeboten, aber – da ich erst ins Lazarett kam – wollte er lieber bei den alten Kameraden bleiben.
Ich habe das ja verstanden, aber später hatte ich keinen Einfluss mehr. Nachdem ich jetzt einige Wochen in die Heimat kommandiert war, gehe ich nun wieder an die Front. Diesmal nach dem Westen.
Heute Abend reise ich ab. Meine neue Feldpostnummer weiß ich aber noch nicht. Ich erfahre sie erst später. Erwin Müller ist noch immer bei mir, kommt auch wieder mit ins Feld. Er hat sich sehr über Ihren Gruß gefreut und bittet mich, auch Ihnen seine Grüße zu bestellen. Sollten Sie doch noch etwas Näheres über Ihren Mann erfahren, dann teilen Sie es mir doch bitte mit und zwar an meine Berliner Adresse: Berlin-Zehlendorf, Sven-Hedin-Straße. Von dort wird mir die Post am schnellsten nachgesandt, solange ich noch keine Feldpostnummer habe.
Nun wünsche ich Ihnen und dem kleinen Sohn Edi alles Gute und grüße herzlich.
Heil Hitler!
Hahm, GenLt
General Hahm ist am 11.08.1951 in Heide / Holstein an Leukämie verstorben und auf einem Friedhof in Norddeutschland bestattet.
Auf eigenen Wunsch teilt er sich das Grab mit einem „einfachen“ Soldaten.