Dr. med. dent. August Friker wurde am 28. Mai 1899 als Sohn eines Grundbuchbeamten in Langenargen am Bodensee geboren. Er besuchte verschiedene Schulen in Friedrichshafen und Ravensburg bis zum Abitur 1917.
Am 09. Mai 1917 trat er als Fahnenjunker beim Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ (2. Württemb.) Nr. 120 in den Militärdienst ein.
Am 23. Februar 1918 verlegte er an die Front und nahm an den Kämpfen in der Siegfriedstellung teil. Es folgten Kämpfe im Sommegebiet und Stellungskrieg bei Verdun. Dabei wurde er am 15. April 1918 an der rechten Hand durch Artilleriebeschuss leicht verwundet. Am 12. Oktober 1918 erlitt er durch Infanteriefeuer eine schwere Kopfverletzung. Am 15. Mai 1919 schied er aus den Streitkräften aus.
Von 1919 bis 1922 studierte er Zahnmedizin in München und Tübingen. Dort promovierte er im Jahr 1922. In den Folgejahren assistierte er in Zahnarztpraxen in Heilbronn, Esslingen und Düsseldorf. Vom 01. Juli bis zum 30.November 1938 führte er eine eigene Praxis in Stuttgart.
Nach dem Wiedereintritt ins Militär kam er als Chef der 2. Kompanie des Infanterieregiments 13 bei der 25. Infanteriedivision zur „Hörnledivision“ und wurde zu Beginn der Mobilmachung am 26. August 1939 Kompaniechef der 6. / Grenadierregiment 470. Ab dem 24. November 1940 führte er das I. Bataillon des Infanterieregiment 480.
Vom 21. Oktober bis zum 17. November 1940 nahm er als Hauptmann an einem Bataillonsführerlehrgang in Königsbrück teil. Mit Wirkung zum 01. Dezember 1940 wurde er zum Major befördert. Am 07. September 1941 wurde Major Friker bei den Kämpfen im Raum Tschernigow erneut verwundet.
Nach dem er für einige Zeit das Grenadierersatzbataillon 460 führte und einen Lazarettaufenthalt absolvieren musste wurde er am 20. Mai 1942 mit der Führung des Infanterieregiment 431 für die Dauer der Erkrankung des Regimentskommandeurs Major Wolf beauftragt. Dieses Kommando endete am 08. Juni 1942.
Am 16. Oktober 1942 übernahm er das Kommando über das Grenadierregiment 470 und wurde zum 01. November 1942 zum Oberstleutnant ernannt.
Ab dem 03. Februar 1943 war er Kommandeur des Grenadierregiments 480. Mit Schreiben vom 10. Juni 1943 wurde er bevorzugt zum Oberst befördert.
In den schweren Abwehrkämpfen, die zur Aufgabe der Büffelstellung zwischen Kamenka und Lasinki führten, zeichnete sich Oberst Friker als Kommandeur des Grenadierregiments 480 durch kluge Führung und persönliche Tapferkeit aus.
Sein energischer Einsatz in vorderster Linie war – neben der Tapferkeit seiner Grenadiere – verantwortlich dafür, dass der am 07.08.1943 begonnene gegnerische Großangriff in der Ssnopot-Stellung zum Stehen gebracht werden konnte. Am 02. September 1943 wurde Vorschlag Nr. 2076 zum Ritterkreuz eingereicht.
Es heißt darin:
260. Inf.Div. | den 19.08.1943 | |
Am Abend des 18. August 1943 überraschender Angriff und Einbruch des Gegners in 1 1/2 Kilometer Breite. Stark ermüdete eigene Infanterie wurde zurück gedrückt. Verbindung zu versprengtem Bataillonsstab bestand nicht mehr. Oberst Friker raffte Offiziere und Mannschaften seines Regimentsstabes, Trossleute und einzelne versprengte zusammen und warf in stundenlangem, zähem, für beide Seiten verlustreichen Waldgefecht, an der Spitze dieser letzten Stoßreserve des Regiments kämpfend eingebrochenen Feind zurück, ordnete dann unter schwerem Feindfeuer in vorderster Linie die im Kampf versprengten Teile und baute neue HKL um oder auf. Entschlusskraft und unerschrockene Tapferkeit des Oberst Friker haben die Krise behoben. Dass der in den frühen Morgenstunden des 19. August 1943 mit zwei Regimentern geführte Angriff des Gegners scheiterte, ist vornehmlich Verdienst dieses hoch bewährten Kommandeurs. |
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den 27.08.1943 | ||
Zum Vorschlag auf Verleihung des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes an Oberst Friker, Kommandeur Gren.Rgt. 480 wird weitere hervorragende Tapferkeit ergänzend gemeldet: In den Morgenstunden des 20.08.43 feindlicher Angriff mit Panzern gegen linken Flügel des Regiments 460. Feind brach in HKL ein. Oberst Friker mit schwachen Reserven, Rgts.Pi.-Zug, Trossteilen des Stabes und einigen versprengten, stellt in erbittertem Nahkampf in vorderster Linie mit kämpfend, Lage wieder her. In den Nachmittagsstunden erneuter Vorstoß des Feindes, wieder mit Panzerunterstützung, in Lücke zwischen Regiment Friker und linker Nachbardivision.Oberst Friker, von allen anderen Reserven entblößt, zieht aus eigenem Entschluss Teile seines gleichfalls in schwerem Abwehrkampf stehenden rechten Bataillons heraus, führt sie persönlich zum Gegenangriff und baut in schwerstem Feuer und dauernden feindlichen Infanterie- und Panzerangriff neue Verteidigungsfront an seinem linken Flügel auf. Durch selbstständigen, in kritischer Lage mutig gefassten und mit hervorragender Tapferkeit durchgesetzten eigenen Entschluss gelingt Oberst Friker die endgültige Abschirmung der linken Flanke, die Feindkräfte so zu schwächen, dass der Angriff am 21.08.43 abflaut und endgültige Verteidigungslinie im Divisionsabschnitt aufgebaut werden kann.Der Erfolg dieses letzten Kampftages ist selbstständiger Entschlusskraft und tapferem persönlichem Einsatz des hoch bewährten Kommandeurs zuzuschreiben. Ich bitte erneut um Verleihung des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes an Oberst Friker |
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gez. Hahm Generalleutnant und Divisionskommandeur |
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III. A.K. | den 27.08.1943 | |
befürwortet | Der Kommandierende General gez. von Tippelskirch General der Infanterie |
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4. Armee | den 1.9.1943 | |
Vorschlag wird besonders und dringlich befürwortet. | ||
Der Oberbefehlshaber gez. Heinrici Generaloberst |
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Heeresgruppe Mitte | den 1.9.1943 | |
Ich befürworte den Vorschlag | ||
Der Oberbefehlshaber von Kluge Generalfeldmarschall |
Am 04. September 1943 wurde ihm für die oben geschilderten, herausragenden Taten das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen.
Gemeinsam mit dem frisch ausgezeichneten Ritterkreuzträger Obergefreiten Foldenauer und Hauptmann Vincon besuchte er Anfang November 1943 für Propagandazwecke eine Ausstellung „Schwäbische Divisionen im Osten“ im Stuttgarter Landesgewerbemuseum. Man wurde in der Villa Reitzenstein durch den Oberbürgermeister Dr. Strölin empfangen, außerdem besuchte die Abordnung das Silchermuseum und Daimler-Benz. In Ludwigsburg trug er sich in das Goldene Buch der Stadt ein.
Oberst Friker hat als Major und stellvertretender Regimentsführer die Verleihungsurkunde zum Infanteriesturmabzeichen meines Großvaters unterzeichnet.
Beförderungen: | |
28. Juli 1917 | Gefreiter |
22. August 1917 | Unteroffizier |
05. April 1918 | Fähnrich |
04. Juli 1918 | Leutnant |
01. Mai 1936 | Oberleutnant der Reserve |
01. März 1938 | Hauptmann der Reserve |
01. Dezember 1940 | Major |
01. November 1942 | Oberstleutnant |
01. Mai 1943 | Oberst |
Auszeichnungen: | |
23. März 1918 | Eisernes Kreuz II. Klasse |
12. Oktober 1918 | Verwundetenabzeichen in Schwarz |
20. Oktober 1918 | Eisernes Kreuz I. Klasse |
15. Mai 1935 | Ehrenkreuz für Frontkämpfer |
25. Juni 1940 | Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse |
10. August 1941 | Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse |
07. Oktober 1941 | Verwundetenabzeichen in Silber |
27. November 1941 | Infanteriesturmabzeichen |
28. Februar 1942 | Deutsches Kreuz in Gold |
20. August 1942 | Winterschlachtmedaille 1941/1942 |
04. September 1943 | Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz |
Verleihungsdatum unbekannt | Nahkampfspange |
August Friker hat den Krieg und die zehnjährige sowjetische Kriegsgefangenschaft überlebt und ist am 19. Juli 1966 verstorben.