Im Morgengrauen des 11. September 1941 tritt das II. Bataillon / Infanterieregiment 460 in breiter Front zum Angriff an. Der Tag ist regenschwer, kühler Wind bläst aus Nordwest, dann und wann nieselt es leicht, noch ist kein Feind zu sehen.
Da bricht der erste Schuss in den stillen Morgen hinein. Wie durch ein Zauberwort sind die Männer verschwunden, liegen in den Ackerfurchen hinter MG und Gewehr und nehmen den Feuerkampf auf.
Der Gegner feuert aus stark befestigten Stellungen will in unsere angreifende Infanterie. Aber die Kameraden des II. Bataillons werfen ihn nach kurzem, hartem Gefecht.
Unter Zurücklassung zahlreicher Gefangener weichen die Rotarmisten hinhaltend kämpfend aus und werden verfolgt.
Plötzlich nähert sich auf der Strasse von links in rascher Fahrt ein sowjetischer Lastwagen. Nur einen Augenblick währt die Verblüffung der Infanteristen, dann tritt ein Maschinengewehr in Aktion und mit wenigen Feuerstößen wird das Fahrzeug zum Sehen gebracht. Ein folgender PKW erleidet das gleiche Schicksal.
Ein russischer Offizier und ein Kommissar kommen dabei ums Leben.
Dieser Zwischenfall lässt vermuten, dass in der Nähe motorisierte Einheiten des Gegners stehen. In der Tat: Kurz nach dem Eindringen der Spitze in den Ostrand des vor uns liegenden Dorfes nähert sich eine motorisierte Kolonne. In kühnem Zugriff werden vier Laster erbeutet, der Rest dreht schleunigst nach Osten ab und versucht zu entkommen. Gefangene sagen aus das sie zu einer Pionierkolonne gehörten und sich am Morgen noch im Wald befunden hätten.
Der Bataillonskommandeur, Major Müller, erkennt sofort seine Chance: In kühnem Entschluss stellt der mit Hilfe der erbeuteten Fahrzeuge eine Vorausabteilung zusammen und verstärkt diese durch Panzerjäger. Sie soll so schnell wie möglich auf Ladinka vorstoßen, den Gegner stellen und so lange binden bis die im Eilmarsch folgenden Kompanien heran sind.
Da das Bataillon keine Anlehnung nach rechts oder links hat, entschließt sich der Kommandeur die linke Flanke durch eine Kompanie zu sichern, um einen Ausbruch des Gegners aus dem Wald im Westen zu verhindern. Während die beiden anderen Kompanien sich im Eilmarsch über sandige Felder vorwärts arbeitet, erbeutet die schwache Vorausabteilung weitere vier Laster aus einer großen Kolonne, zwingt den Rest zu Umkehr und bindet ihn im Wald ostwärts Ladinka. Inzwischen ist der Kommandeur mit dem Adjutanten nachgefolgt. Sofort lässt er mit den erbeuteten Fahrzeugen weitere Verstärkung heran holen. Dann treffen die Kompanien ein und vollenden das Werk. Alle Wege werden gesperrt, der Wald wird angegriffen und Ladinka in unaufhaltsamem Vorwärtsdringen erreicht. Der Gegner wehrt sich verzweifelt. Es besteht die Gefahr, dass er seine Fahrzeuge vernichtet, ehe sie übernommen werden können. Die im Nahkampf erbeuteten Fahrzeuge werden sofort mit Gefangenen besetzt und nach Ladinka abgefahren. In dem zwei Kilometer entfernten Dorf tobt ein erbitterter Häuserkampf: Melder, Funker, Fernsprecher, der gesamte Bataillonsstab wird zum Kampf mit der blanken Waffe eingesetzt. Enger und enger wird der Gegner zusammengedrängt. Ein Ausbruchsversuch kostet erneut fünf Wagen. Als die Ersten Sterne am Himmel sichtbar werden, ist das Dorf fest in deutscher Hand.
Da man im Wald am linken Flügel russische Kräfte vermutet, werden dorthin Spähtrupps angesetzt. Diese geraten tatsächlich in russisches Feuer: der Wald ist von starken motorisierten Einheiten besetzt! Da die eigene Truppe zu einem weiteren Angriff nicht ausreicht, entscheidet der Kommandeur, dass die zur Sicherung eingesetzte Kompanie den Wald während der Nacht abriegelt, um ein Ausweichen der Rotarmisten zu verhindern. Im Morgengrauen wird auch diese Kolonne im Handstreich genommen: 54 weitere Fahrzeuge sind die Beute!
Der Kampf ist beendet. 102 motorisierte Fahrzeuge, ein Motorboot, 2 Feldküchen und eine Kriegskasse mit 96.000 Rubel konnten erbeutet, 345 Gefangene eingebracht werden. Außerdem wurde ein Motorboot versenkt sowie zwei Kanonenboote mit Geschützen und Maschinengewehren vernichtet. Es handelte sich um die gesamte, fabrikneue Ausrüstung eines sowjetischen Pionierbataillons.
K. Böhme