General der Infanterie Hans Schmidt wurde am 28. April 1877 als Sohn eines Generalarztes (alter Dienstgrad) und Korpsarztes sowie Abteilungschefs im Württembergischen Kriegsministerium in Ulm geboren.
Er trat am 11. Juli 1895 in die Armee ein. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Major und Bataillonskommandeur beim 3. württembergischen Infanterie-Regiment Alt-Württemberg Nr. 121 aus Ludwigsburg eingesetzt. Nach Kriegsende folgte seine Übernahme in die Reichswehr, aus der er am 31. Januar 1931 als Generalleutnant ausschied.
Bei der Mobilmachung 1939 wurde er reaktiviert und erster Kommandeur der 260. Infanteriedivision.
Er wurde von den Soldaten seiner Division scherzhaft „Schwarzwald-Heini“ genannt. Er war ein „harter Hund“, aber trotzdem bei seinen Soldaten beliebt. Dem Autor bekannte Zeitzeugen beschrieben ihn als anständigen Menschen ohne politisches Interesse.
Unter seinem Kommando erreichte die Division am 1. September 1941 als erster Großverband der Wehrmacht die Desna. Obwohl die Flanken bedroht waren, entschloss sich der Kommandeur das Infanterieregiment 470 bei Wibli und Posky über den Fluss zu einzusetzen und so einen Brückenkopf am Südufer bei Kisselewka zu bilden. Am 2. September 1941 wurde der Ort Wibli genommen und der Übergang über die Desna war gelungen.
Dieses schnelle Gewinnen eines Brückenkopfes war von entscheidender Bedeutung für die rasche Fortführung der Operationen der Armee. Es war gelungen, eine planmäßige Verteidigung des Gewässers durch sowjetische Kräfte zu verhindern. Dadurch blieb ein langwieriger und verlustreicher Kampf um den Gewässerübergang erspart. Die 260. Infanteriedivision hatte anschließend, tagelang auf sich selbst gestellt den Brückenkopf gegen heftige Angriffe sowjetischer Truppen erfolgreich verteidigt und ihn sogar erweitert. Nur dadurch war es später möglich, nach Süden anzugreifen und starke Feindkräfte zu zerschlagen. Dadurch wurden die operativen Ziele der Armee schneller erreicht als zu erwarten war. Aufgrund der vorbildlichen Führung und dem tapferen persönlichen Einsatz wurde General Schmidt dafür am 6. September 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Am 24. September 1941 erließ er folgenden Tagesbefehl:
„Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat mir das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung der Leistung der Division, die sich in wochenlangen schweren Kämpfen den Weg nach Süden gebahnt, als erste den Desna-Übergang erzwungen und so entscheidenden Anteil an den Erfolgen gegen die russische Heeresgruppe Süd gehabt hat. Ich bin stolz auf die Division und danke allen Angehörigen.“
Am 1. Januar 1942 wurde er zum Kommandierenden General des IX. Armeekorps befördert. Er wurde am 31. Oktober 1943 als einer der ältesten Generäle der Wehrmacht in den Ruhestand versetzt.
Am 19.11.1943 erhielt das Heerespersonalamt einen Verleihungsvorschlag für das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes: Als kommandierender General des IX. Armeekorps im Abschnitt Spass-Demensk und Newel eingesetzt zeigte General Schmidt besondere Führungsqualitäten verbunden mit hohem persönlichen Einsatz bei den schwierigen Abwehrgefechten. Das Eichenlaub wurde ihm am 24. November 1943 verliehen (334. Verleihung). Er war damit der zweitälteste Träger dieser Auszeichnung in der Wehrmacht.
Allerdings wurde er 1944 wieder in den Dienst berufen und als stellvertretender Befehlshaber im Wehrkreises V (Stuttgart) eingesetzt. Von November 1944 bis zum Kriegsende 1945 war er kommandierender General der 24. Armee. Der ehemalige Erkundungsstab Donaueschingen wurde zur Irreführung des Gegners in Armeeoberkommando 24 umbenannt und unterstand stets dem Armeeoberkommando 19.
Dieser Rahmenverband wurde an der linken Flanke der Westfront zwischen dem Dreiländereck Schweiz – Frankreich – Deutschland und Ostrand des Schwarzwaldes bei Lörrach gegen eine vermeintliche alliierte Offensive über die Schweiz aufgestellt. Er sollte Abwehrstellung und Sperr-Riegel erkunden und ausbauen. Dafür standen anfänglich einige Baukompanien und vier Erkundungsstäbe zur Verfügung. Erst im April 1945 kamen die Garnisonen der Standorte Radolfzell, Konstanz und Friedrichshafen dazu, ferner fünf Bataillone Zollgrenzschutz und eine Panzerspähkompanie. Insgesamt standen zehn Bataillone zu je 300 Mann zur Verfügung von denen aber nur zwei ausgebildet waren.
Am 26. April 1945 wurde die im Raum Bad Wurzach stehende Division Nr. 405 unter Generalleutnant Karl Faulenbach als Ersatz- und Ausbildungsdivision mit sechs Bataillonen von der 19. Armee überstellt. Am gleichen Tag erhielt der Verband den Verteidigungsauftrag für Vorarlberg, das damit aus dem Befehlsbereich des Generals der Gebirgstruppe Valentin Feurstein ausschied.
Man bildete drei Verteidigungszonen: Immenstadt mit einer ad hoc am 27. April 1945 gebildeten Ersatz- und Ausbildungstruppe unter Generalleutnant Hofmann mit 1½ Marschbataillonen; Staufen mit Kampfgruppe OT Jurkschat (2 Marsch Marschbataillone aus Isny und Leutkirch); schließlich Weiler-Bregenz unter Hans Schmidt (General) und Generalleutnant Faulenbach mit acht Ersatzbataillonen der 405. Ersatz- und Ausbildungs-Division, dem einzig wirklichen Verband. Das waren insgesamt 8.000 bis 9.000 Mann, einschließlich versprengter Waffen-SS, Standschützen, Ordnungstruppen etc. Dazu kam eine Batterie leichte Gebirgs-Flak (12 x 2 cm).
Seit 27. und 28. April 1945 schützte das AOK 24 den Westeingang der letztlich nicht existenten Alpenfestung. Am 4. und 5. Mai 1945 erfolgte der Rückzug durch den Arlberg-Tunnel nach Strengen. Die Truppe überquerte, um nicht eingeschlossen zu werden, am 24. und 25. Mai 1945 mit Booten bei Lochau und Eglofs den Bodensee und suchte Anschluss an das AOK 19, was am 26. Mai 1945 nördlich Ulm auch gelang. Parlamentäre dieser kleinen Streitmacht (noch vier schwache Bataillone) waren am 4. Mai 1945 vor den Linien der 1. Französischen Armee.
Kurz vorher wurde General Jean de Lattre de Tassigny vom vorgesetzten OB der 6. Alliierten Armeegruppe, General Jacob L. Devers, aufgefordert, seinerseits einen Parlamentär zu den Verhandlungen mit dem deutschen AOK 19 zu entsenden. Fälschlicherweise folgerte der französische Offizier nun, dass er wohl zur Übergabe des AOK 19 geladen würde, gleichzeitig aber selber berechtigt sei, die Übergabe des AOK 24 ausschließlich an die „grande armée“ anzunehmen. Schmidts Emissäre kehrten mit diesem Bescheid zurück. Mittlerweile war aber der deutsche General von der Kapitulation seiner vorgesetzten Heeresgruppe G (am 5. Mai 1945 in Haar bei München durch General der Infanterie Hermann Foertsch im Auftrag von Generalfeldmarschall Albert Kesselring) unterrichtet worden.
So musste Schmidt den französischen General de Lattre mitteilen, dass sich eine alleinige Kapitulation seines AOK 24 damit erübrigt habe. Sein Stab hatte sich übrigens am 5. Mai 1945 bei der 44. US-Division in Gefangenschaft begeben. Nun hielt aber der französische Kommandeur dieses AOK 24 für einen Großverband, und den Triumph von dessen Übergabe wollte er sich partout nicht entgehen lassen. De Lattre, nachdem er von Devers Übereinstimmung mit Schmidts Auffassung erfahren hatte, widersprach mit dem Hinweis, dass in den Kapitulationsdokumenten vom AOK 24 überhaupt nicht die Rede sei! Auf Wunsch von Devers sandte er nun einen Kurier zu General Erich Brandenberger (OB AOK 19), damit dieser das AOK 24 auffordere, vor den Franzosen zu kapitulieren. Bis dahin werde weiter gekämpft! Beim AOK 24 bzw. bei dessen einzigem Verband, der Ersatz- und Ausbildungsdivision 405, nahm man Waffenruhe ab 5. Mai 1945 um 18:00 Uhr an und war vom französischen Angriff nach diesem Termin überrascht.
In der Nacht zum 6. Mai 1945 wurde die Truppe im Raum Innsbruck in die amerikanische Zone abgedrängt, die Demarkationslinie war den Deutschen nicht bekannt. Nur ganz wenige Soldaten gerieten in französische Gefangenschaft, das Gros kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
General Schmidt trug folgende Auszeichnungen:
- Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse
- Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse
- Königlicher Kronen-Orden IV. Klasse
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern und mit Krone
- Ritterkreuz II. Klasse des Albrechts-Orden
- Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens
- Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichs-Orden mit Schwertern
- Württembergisches Dienstehrenzeichen I. Klasse
- Hanseatenkreuz Hamburg
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
- Spange zum Eisernen Kreuz II.Klasse
- Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse
- Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42
- Deutsches Kreuz in Gold am 6. November 1942
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 22. September 1941
- Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 24. November 1943 (334. Verleihung)
Hans Schmid verstarb am 05. Juni 1948 in Stuttgart.