Ende November 1941 waren sowohl die deutschen als auch die russischen Anstrengungen, bei Serpuchow im Angriff wieder Bewegung in die Front zu bekommen, am hartnäckigen Widerstand beider Gegner zum Stillstand gekommen. Die Brenn- und Schwerpunkte der vorherigen heftigen und verlustreichen Kämpfe schienen sich aufzulockern.
Wir wunderten uns allerdings nicht, als entgegen den optimistischen Prognosen Unbelehrbarer in den ersten Dezembertagen starke russische Spähtrupps in unserer rechten Flanke, also im Rücken der uns dort benachbarten 52. Infanteriedivision (Generalleutnant Rendulic) auftraten. Diese Division stand in über 30 Kilometer Breite hinter der zugefrorenen, als Hindernis daher unbrauchbaren Oka zwischen Alexin und Drakino und sicherte. Mehr konnten sie nicht leisten. Der Feind hatte selbstverständlich diesen löchrigen Frontabschnitt schnell abgetastet und von dort her südlich (Kaluga und Nedelnoje) hob er dann auch die Stellungen der 4. Armee aus den Angeln.
Wie die I. Abteilung unseres Artillerieregiments 260 diesen ersten und schwierigsten Abschnitt des Rückzuges erlebte, schildern die folgenden Auszüge aus einem Bericht des Abteilungskommandeurs, Major Zirkelbach:
Am 16. Dezember 1941 stießen in den Morgenstunden stärkere Feindkräfte, aus den Schluchten von Potesnikowo und ostwärts davon vor brechend, an der Grenze zwischen 52. und 260 Infanteriedivision bis in die am Tage vorher zufällig geräumte Feuerstellung der 10./Artillerieregiment 260 und II./Artillerieregiment 260 vor. Offenbar waren die sehr schwachen Sicherungskräfte der 52. Infanteriedivision hier und weiter ostwärts überrannt worden, so dass der rechte Flügel der 260.Infanteriedivision auf das stärkste bedroht war. Diese musste sich darauf beschränken, von Nowosselki über Jerschowo in Linie Höhe 225,8 (siehe Skizze I) südlich dieser Ortschaft durch herein werfen der Reserven nach Osten abzuriegeln.
Die in Jerschowo befindliche Beobachtungsstelle der 3. Batterie mit Oberleutnant von Teuffel konnte die Endwicklung der Lage sehr gut verfolgen. Die Feindkräfte arbeiteten sich in kleinen Trupps in Begleitung von Schlittenfahrzeugen und einzelnen Panzern über das Protwatal vor. Hierdurch boten sich nur kleine, der Bekämpfung durch Artillerie nicht lohnende Ziele, so dass die Bereitstellung des Gegners nicht in dem gewünschten Maße gestört werden konnte. Von Nowosselki gegen Jerschowo vorgetragene Angriffe konnten jedoch mehrfach, namentlich von der 3.Batterie, erfolgreich unter Feuer genommen werden.
Die Verteidigung des beherrschend liegenden Ortes Jerschowo war durch das Auftreten einzelner Feindpanzer erschwert, gegen die dort außer leichten Panzerabwehrkanonen kein wirksamer Panzerschutz vorhanden war. Außerdem versagten infolge der außerordentlichen, 20 Grad übersteigender Kälte die Maschinengewehre der in der Ortschaft eingesetzten Infanterie. Es traten kritische Augenblicke ein, in denen die weitere Verteidigung der Ortschaft in Frage gestellt war. Durch das verantwortungsfreudige, energische Eingreifen des Oberleutnants von Teuffel, der die Abwehr organisierte, wurde die Krise gemeistert. Der vor Jerschowo aufgetretene einzelne Feindpanzer wagte es nicht, in die Ortschaft einzudringen.
Hingegen hatte sich am rechten Flügel der Division auf Höhe 225,8 am 18. Dezember die Lage verschärft. Hier waren mittlere Panzer, mindestens acht Stück, aufgetreten und hatten die vor den Waldrändern liegende schwache Infanterie-Linie des I. und II. Bataillons des Infanterieregiments 470 durchbrochen. Im Laufe des Nachmittags, als die Panzerwagen in südliche Richtung verschwunden waren , wurden die Verbindungen zwischen den Einheiten zwar wieder hergestellt, aber die Endwicklung der Lage beim rechten Nachbarn ließ bei der Truppenführung den Endschluss reifen, die Verteidigungslinie in die Linie Lgowo – Radenki – Kalinino – Ostrow zurückzunehmen. Schon vorher mussten die Feuerstellung der 1. und 3. Batterie die bei Jerschowo allmählich stark gefährdet waren, in die große Waldblöße 1500 m nordostwärts Radenki zurückgenommen werden. Nur die 2. Batterie konnte zunächst noch bei Gosteschewo in Stellung bleiben. Hiermit war auch die Aufgabe des bisherigen Brückenkopfes von Kremenki (Infanterieregiment 460) verbunden. Die Verteidigungslinie setzte sich nun nördlich vom Ostrand Ostrow bis zum Ostrand Macejewo fort.
Am 18. Dezember war gegen Mittag der Befehl eingetroffen, neue Stellung westlich von Aulowo zu erkunden. Bei starker Kälte vollzog sich der Stellungswechsel in der Nacht planmäßig, wenn auch unter großen Schwierigkeiten. Die vorgeschobenen Beobachter gingen in den Morgenstunden zusammen mit der Infanterie zurück, der Gefechtsstand wurde in Aulowo eingerichtet und die B-Stelle der 1. und 3. Batterie nach Radenki verlegt, an dessen Ortsrand sich auch die Hauptkampflinie befand. Von hier aus verlief die Verteidigungslinie entlang der Waldstraße nach Kalinino.
Die Stabsbatterie blieb am 18. Dezember unter dem Kommando des Adjutanten Oberleutnant Baron, etwa bis 20:00 Uhr in Kalinino, um die verlegten Leitungen vollzählig aufzunehmen. Sie marschierten dann geschlossen über Ostrow – Gosteschewo nach Aulowo. Während des Anstieges auf dem nach Gosteschewo führenden Abkürzungsweg ging ein starker Feuerüberfall auf und dicht an den Marschweg. Der an der Spitze der Einheit marschierende Oberleutnant Baron wurde tödlich am Hals getroffen und verschied ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Der vorbildliche tapfere schon in Frankreich mit dem EK I ausgezeichnete Offizier wurde durch die 2. Batterie in Gosteschewo am nächsten Tag an der Kirche beigesetzt, in der Nähe des Leutnants Kaufmann, 1. Batterie der schon am 9. Dezember in Kremenki als vorgeschobener Beobachter gefallen war. Mit der Zurücknahme der Hauptkampflinie des IR 470 auf die Linie Radenki – Kalinino waren die von der 1. und 3. Batterie bezogenen Zwischenstellungen an dem Wege Radenki – Kalinino unmöglich geworden. Die beiden Batterien mussten deshalb unverzüglich vom Abteilungskommandeur nördlich Maliniki erkundete Stellung zurück genommen werden. Dieser Stellungswechsel war wegen den tiefen Schnee und der beißenden Kälte denkbar schwierig. Es war nur möglich je Batterie etwa 120 Schuss auf Schlitten zu befördern. Beim Nordeingang von Radenki war ein Geschütz der 1. Batterie, das schon kurz vorher durch einen feindlichen Treffer erheblich beschädigt worden war, beim passieren der dort befindlichen Brücke abgestürzt. Es lag mit den Rädern nach oben unterhalb der Brücke und konnte trotz aller Bemühungen nicht mehr fahrbereit gemacht werden. Wir mussten es daher Unbrauchbar machen.
Die Geschütze wurden einige hundert Meter nördlich Maliniki in Stellung gebracht. Die Protzen verblieben in dem von Truppen aller Waffengattungen überfüllten Maliniki. Im eisigen Wind wurden mühsam bei über einem Meter Schneehöhe Geschützstände angelegt, und trotz der Ermüdung der Bedienung wurde dazu sofort mit der Anlage begonnen.
Da die Abteilung mit der Feuerstelle direkt verbunden war, bestand in allen Gefechtsmomenten sichere Verbindung. In den kommenden Nächten wurden trotz des großen Munitionsmangels mehrfach zusammengefasste Feuerüberfälle auf die vom Feind besetzten Ortschaften durchgeführt. Tagsüber wurden erkannte Feindbewegungen wiederholt wirksam bekämpft. Radenki lag fast ununterbrochen unter schwerem feindlichem Minenwerferfeuer, das dauernde Verluste verursachte. Wachtmeister Kimmich von der 3. Batterie und sein Hilfsbeobachter wurden auf der B-Stelle durch Baumzerspringer schwer verwundetet. Am 19. Dezember wurden alle frontal gegen den Ostrand der Ortschaft vorgetragenen Feindangriffe abgewehrt. Ein besonderer Gefahrenpunkt war die längs des Weges Radenki – Kalinino verlaufende Hauptkampflinie, die trotz des hier noch eingesetzten Bataillon Bräckle viel zu schwach verteidigt war.
Immer wieder drangen hier starke russische Spähtrupps ein, die mit den geringen zur Verteidigung stehenden Kräften wieder zurückgeworfen werden mussten. Das von Leutnant Fellhauer geführte Artillerie-Verbindungskommando, das ununterbrochen im freien Gelände in der großen Lichtung nordostwärts Radenki und ohne jede Deckung tätig sein musste, führte ein Anzahl wichtiger Feueraufträge mit gutem Erfolg durch und bracht durch die stets intakte Funkverbindung für die höhere Führung jeweils alsbald die Orientierung über die Lage in diesem Frontabschnitt.
Im Laufe des Vormittags des 20.Dezember herrschte, abgesehen von Störungsfeuer Ruhe. Erst nach 12:00 Uhr stießen etwa 18 mittlere und leichte Panzer des Feindes mit aufgesessener Infanterie aus der großen Waldlichtung auf die Hauptkampflinie vor und fuhren an dieser entlang auf Radenki vor. Die auf den Panzerwagen sitzenden mit automatischen Waffen versehenen Infanteristen zwangen durch ihr Feuer unsere Leute, in den Wald auszuweichen. Die Panzer selbst fuhren bis ostwärts Radenki vor, um dort die deutschen Linien aufzurollen. In dieser misslichen Lage wurden die beiden dem Abschnitt seit gestern zugeteilten Sturmgeschütze voraus gesandt, die es durch ihren prächtigen Angriffsgeist fertig brachten, nacheinander 13 von den aufgetretenen Panzern außer Gefecht zu setzten. Ein noch fahrbarer T34 Panzer wurde abends fast unbeschädigt nach Aulowo eingebracht. Bei der an diesem Tage geleisteten Feuerunterstützung musste mit der noch vorhandenen Munition (etwa 300 Schuss) äußerst hausgehalten werden, den die Abteilung hatte keinerlei Aussicht vor 48 Stunden Munition zu erhalten.
Auch am nächsten Tag den 21. Dezember dauerte das schwere Granatwerferfeuer auf Radenki unvermindert an. Die durch den feindlichen Panzerangriff und das hierdurch veranlasste Ausweichen unserer Infanterie entstandene Lücke war inzwischen wieder geschlossen worden. Leutnant Fellhauer war durch einen Maschinenpistolen Schuss während des Panzerangriffs an der Ferse verwundet worden, verblieb aber bei der Truppe.
Durch Flugzeug vorgebrachte Teile des SS-Schützenregiments 1 trafen gegen Abend in Aulowo ein und wurden in Stärke einer Kompanie im linken Abschnitt eingesetzt.
Inzwischen war auch beim rechten Nachbarn in Lgowo eine schwere Krise eingetreten. Stärkere russische Kräfte hatten sich im südostwärtigen Ortsteil festsetzen können. Im wuchtigen nächtlichen Gegenstoß wurde sie durch II./IR 460 unter Führung von Major Franz Müller geworfen und aufgerieben. In den wieder genommenen Häusern von Lgowo wurden über 150 gefallene Rotarmisten gezählt. Am 22. Dezember brachen neue heftige Feindangriffe auf Radenki los. In den ersten Nachmittagsstunden stieß russische Infanterie südostwärts vom Ort Radenki vorbei, nachdem durch ununterbrochenes schweres Granatwerferfeuer die Verteidiger der Ortschaft niedergehalten worden waren. Hier griff Oberleutnant von Teuffel mit Leutnant Wölfel und den Organen der B-Stelle in den Kampf ein, in dem er lückenhafte infanteristische Abwehr organisierte und mit seinen Handfeuerwaffen den Gegner unter Feuer nahm, nachdem er schon vorher die vorgehende Infanterie mit seinem Geschützen erfolgreich beschossen hatte.
Inzwischen war die 2. Batterie, die solange noch in ihren alten Stellungen ostwärts Gosteschewo eingesetzt geblieben und der 17. Infanteriedivision unterstellt worden war, dort freigegeben und nunmehr auch neben den anderen Batterien der Abteilung eingesetzt worden. Ihre B-Stelle lag in einem Haus am Ortsausgang von Aulowo, der VB wurde in einem Kolchosehof am Südwestrand von Radenki eingesetzt.
In den Nachmittagsstunden des 22. Dezember waren erneut feindliche Panzer mit aufgesessener Infanterie nordostwärts Radenki durchgebrochen. In einer Lichtung etwa 600 Meter nördlich Radenki wurden diese Panzer festgestellt. Wiederum wurden die Sturmgeschütze darauf eingesetzt. Erneut griffen sie den weit überlegenen Gegner an und erledigten der Reihe nach alle sechs Panzer. Auch dieser Angriffsversuch war somit restlos gescheitert und die Gesamtlage war trotz der schweren Verluste durch Artillerie und Granatwerfer gut und vertrauenerweckend, wenn nicht im Laufe des 23. Dezember der feindliche Druck auf den rechten Nachbarn die Lage verschlechtert hätte. Durch die dortigen Geländeverluste war die Division nun genötigt, auf Befehl des Generalkommandos die Verteidigungslinie in unserem Abschnitt auf die Linie Naumowo – Walkowo mit Gefechtsstand des Infanterieregiments 470 in Tschausowo zurückzunehmen.
Beide Ortschaften waren von dichtem Wald umgeben und nur auf den von der Straße Aulowo – Tschausowo mit B-Stelle nordwestlich Naumowo. Die exponierte Lage der Feuerstelle in der Waldlichtung von Walkowo ließ es ratsam erscheinen, die 1. und 3. Batterie am nächsten Tag an den Waldrand ostwärts Tschausowo zurückzunehmen. Der Gefechtsstand der Abteilung befand sich wie der vom IR 470 in Tschausowo.
Am 24. Dezember lag Tschausowo bereits unter schweren Granatwerfer und Artilleriefeuer. Dadurch traten beim Abteilungsstab empfindliche Verluste ein. Dem Gegner war es gelungen zwischen den beiden Ortschaften Naumowo und Walkowo längs der Rückzugstraße zu durchstoßen, wobei einzelne Teile bis vor Tschausowo gelangten. Im Gegenstoß wurde mit Unterstützung der beiden Sturmgeschütze jedoch die Lage wieder hergestellt und der Feind entlang der Straße wieder zurückgeworfen.
Am 25. Dezember ergab sich bei dem in Walkowo eingesetzten Bataillon Schütz eine schwierige Lage. Die dürftige Munitionslage erlaubte leider eine der Lage angemessene und dauernde Unterstützung der Infanterie nicht. Allmählich hatte der Feind die Ortschaft völlig umzingelt. Erst ein aus Tschausowo durchgeführter nächtlicher Gegenstoß stellte die Verbindung mit dem Bataillon Schütz wieder her und ermöglichte diesem den Durchbruch nach Tschausowo.
Erneut musste nun am 26. Dezember da die jetzige Hauptkampflinie nicht mehr zu halten war, die Front zurück genommen werden, und zwar in die Linie Altuchowo – Asarowo . Der für die Abteilung in Frage kommende direkte Weg nach Altuchowo über Tarsuki war nicht geräumt und in Folge riesiger Schneeverwehungen nicht benutzbar. Es musste deshalb über Gorjanowo nach Süden aus gebogen werden. In der Feuerstellung der 3. Batterie war am 25. Dezember durch einen Rohrkrepierer der Batterie-Offizier, Leutnant Kunzi, leicht verletzt worden. Er konnte bei der Truppe verbleiben, das Geschütz jedoch musste völlig unbrauchbar zurückgelassen werden.
Durch die ungewöhnliche starke Kälte und durch den völligen Mangel an Raufutter und Hafer waren die Pferde am Ende ihrer Leistungsfähigkeit. Tag und Nacht in eisiger Kälte stehend, waren sie kaum imstande, die schweren Fahrzeuge zu ziehen. Besonders die Munitionstransporter bereiteten die größten Schwierigkeiten. Je Batterie konnte kaum noch 90 Schuss befördert werden.
Der am 26. Dezember angetretene weitere Rückmarsch auf der einzig zur Verfügung stehenden geräumten Straße verlangte von Mann und Pferd das Äußerste. Ein eisiger Nordwind wehte. Auf dem Marschweg waren außerordentliche Geländeschwierigkeiten und Höhenunterschiede zu überwinden. Bei der 2. Batterie konnte in Gorjanowo ein Geschütz trotzt stundenlanger Bemühungen nicht über eine Steigung gebracht werden und musste unbrauchbar gemacht und aufgegeben werden.
Zwischen Borzowo und Antonowo ginge die Batterie der Abteilungen erneut in Stellung. Der Abteilungsgefechtstand und auch die Beobachtungsstelle der Batterie wurden in Stechino eingerichtet. Unteroffizier Treiber 3. Batterie der Tags vorher nicht unerheblich verwundetet worden war, begab sich trotz der erlittenen Verwundung als vorgeschobener Beobachter nach Altuchowo zum Infanteriebataillon.
Am 24. und 25. Dezember waren kurz nacheinander Leutnant Kürschner und Leutnant Rupp vom Abteilungsstab schwer verwundet worden. Der vorgeschobene Beobachter der 2. Batterie, Fahnenjunker Wachtmeister Wacker, war bereits zwei Tage vorher in Radenki verwundet worden. Leutnant Fellhauer der von Beginn des Ostfeldzuges an als Artillerieverbindungskommando der Abteilung in etwa 30 Gefechten tätig war, wurde für den gefallenen Oberleutnant Baron als Adjutant bestimmt. Der am 24. Dezember aus der Heimat zurückgekehrte Leutnant Freitag wurde Chef der Stabsbatterie. O.A. Wachtmeister Romahn der 3. Batterie musste wegen starker Erfrierungen der Füße ebenfalls am 25. Dezember aus der Gefechtsbatterie zurückgezogen werden. Wegen Erfrierungen und Erkrankungen fielen in diesen Tagen bei allen Einheiten zahlreiche Dienstgrade und Kanoniere aus, die aber zunächst wegen der schwierigen Gesamtlage nicht ans Lazarett abgegeben werden konnten, sondern bei der Truppe verbleiben mussten. Alle nicht zu den Gefechtsbatterien gehörenden Teile des Regiments rückten geschlossen unter der Führung des Kommandeurs der IV. Abteilung auf der in Protwatal führenden Straße nach Westen.
Im Laufe des 26. Dezember drängten der Gegner scharf nach und lag alsbald direkt vor der neuen Hauptkampflinie. In der Nacht vom 26. auf 27. Dezember waren Feindteile links von uns bereits in die neue Widerstandlinie eingedrungen, so dass diese im Laufe des Morgens des 27. Dezember etwas zurück genommen werden musste. Durch die Abteilung wurde in der Nacht die vom Feind besetzten Ortschaften unter Feuer genommen.
In der Nacht vom 27. Dezember erging Befehl, von Stechino über Borzowo nach Gorodenka abzurücken. In den letzten zwei Tagen hatten rechts von uns die 268. Infanteriedivision stark auf Schlitten und Schneeschuhen bis Nedelnoje vorgestoßen Feindteile im kühnen Gegenstoß nach Süden zurück geworfen. Hierdurch war die von Nedelnoje nach Nordwesten führende Straße feindfrei und für uns benutzbar geworden. Starke Teile der 260. Infanteriedivision wurden für die rückwärtige Aufnahmestellung auf dieser Straße angesetzt, während gleichzeitig die 268. ID durch weitere Angriffe den Gegner südlich Nedelnoje zurück warf. Auch Gorodenka war mit Truppen überfüllt, Immerhin konnten die Batterien und Abteilungen ihre Männer in den dortigen Häusern einige Stunden sich wärmen lassen. Dann ging der Marsch auf der großen Straße weiter nach Dedzewo – Ojemkono, wo genächtigt werden sollte. Wegen des außerordentlich tiefen Schnee und der großen Höhenunterschiede war es unmöglich, die Fahrzeuge mit in diese Ortschaft zu nehmen. Sie mussten deshalb an der großen Straße bei Höhe 234,2 stehen bleiben und nur die Mannschaft mit den Pferden begaben sich in die Unterkünfte. Auf dem Wege dahin zeugte überall Kampfspuren von den Gegenangriffen der 268.ID.In den zugewiesenen Unterkünften befanden sich auch noch Teile der 268. ID. und eine Abteilung der 137.Infanteriedivision so dass die Pferde der ersten Abteilung trotzt der eisigen Kälte auch diese Nacht wieder im Freien zubringen mussten, ohne das es möglich war, ihnen wenigsten Heu oder Hafer zu verschaffen.
Die vorhanden wenigen heizbaren Häuser waren so dicht belegt, dass die Mannschaften nicht einmal stehend darin Unterkunft finden konnten und deshalb in kleinen Trupps sich teilweise in die nächsten Ortschaften begeben mussten, um sich einige Stunden zu wärmen.
Bei über -20 Grad Kälte wurde am 28. Dezember morgens aus den Unterkünften zurück marschiert zu den Parkplätzen, auf denen die Fahrzeuge im Meter tiefen Schnee standen. Nach dem Anspannen fädelte sich die Abteilung in die Marschkolonne der ununterbrochenen vorbeiziehenden Truppenteile der 260. ID ein und durchquerte die in den letzten Tagen hart umkämpfte Ortschaft Nedelnoje, an deren Rand Batterien der 268.ID soeben in Stellung gegangen waren. Über Schilinka Porerschje ging der Marsch, gesichert durch Teile der 19. Panzerdivision nun nach Westen der neuen Verwendung in den Aufnahmestellungen entgegen. Die Marschbewegung von Nedelnoje nach Nordwesten und dann nach Südwesten am 28. Dezember schloss die Lücke, die der Feind vom 16. Dezember an zwischen den um Kaluga ringenden XXXXIII. Armeekorps und dem XIII. Armeekorps als Südflügel der 4. Armee aufgerissen hatte. In der Neujahrsnacht 1941/42 marschierte die 260. Infanteriedivision in einer Kolonne, etwa im Verlauf ihrer späteren Hauptkampflinie bei Wetschuno, nach Süden machte fast in der Marschordnung linksum und fand dort Anschluss an die von Süden kommende Teile der 52. Infanteriedivision.
Dieser kleine Ausschnitt kann nur unvollkommen die unvorstellbaren Strapazen dieses Zeitabschnitts schildern. Es zeigt aber, in welchem Maße damals und noch oft in der Folgezeit die Artillerie das Rückgrat der Verteidigung war. Die Infanterie war ausgebrannt ihre Männer halb erfroren, übermüdet und unzureichend bekleidet. Vor allem aber war die Ausrüstung der panzerbrechenden Waffen völlig unzulänglich. Da konnte nur eine straff geführte, wendige und rücksichtslose eingesetzte Artillerie der Verteidigung die Unterstützung geben, die sie einfach brauchte.
Um zu wissen, ob das Artillerieregiment 260 dieser Aufgabe gerecht wurde, brauchte man nur die unterstützende Infanterie zu fragen. Sie hat es hundertfach bestätigt.
Dr. Tim Gebhardt
Siehe dazu auch die Lagekarte PROTWA 1941 (Achtung: 60 MB)
Ich bin gerade zufaellig auf Ihrer Website gelandet (war eigentlich auf der Suche nach einer anderen Homepage).
Ich moechte diese websiete nicht verlassen, ohne Euch ein Lob zu dieser
gut strukturierten und schick designten Page zu hinterlassen!